Klarinettist Gianluigi Trovesi kommt in den Stadtgarten. Foto: Gerhard Richter

Köln Vom 15. bis zum 25. September findet in Köln das Multiphonics Festival statt.

Die Klarinette gehört zu den faszinierendsten Instrumenten überhaupt. Trotzdem führt das hölzerne Blasinstrument im Vergleich zum Beispiel zum Altsaxofon oft ein Schattendasein. Beim Multiphonics Festival ist das anders – da dreht sich seit 2013 alles um die Klarinette. 2022 findet das Musikevent nach zwei kleineren Ausgaben in den beiden vergangenen Pandemie-Jahren wieder in alter Größe mit internationalen Stars aus Jazz, Klassik und Weltmusik statt.

Vom 15. bis zum 25. September gibt es in Köln elf Konzerte im Stadtgarten, Gloria, im Urania Theater und in der Christuskirche. Weitere elf Termine sind in Wuppertal und Düsseldorf geplant. Insgesamt werden 50 Musiker aus den USA, Frankreich, Italien, Österreich, Belgien und Deutschland zum Festival an Rhein und Wupper erwartet.

Ein Festival offen für alle Genres

„Dabei sind wir beim Stil und den Genres absolut offen. Würde es einen guten Rockact mit Klarinette geben, wäre dieser sehr bei uns willkommen. In diesem Jahr stehen der Jazz und die globale Musik im Fokus. Dazu kommen Klassik, zeitgenössische und Alte Musik. Puristische und avantgardistischer Jazz ist genauso vertreten wie der Mainstream-Jazz. Wir möchten mit unserem Angebot möglichst viele verschiedene Zielgruppen erreichen und für die Klarinette begeistern“, sagt Veranstalter Jens Eggensperger.

Zum Auftakt kommt die Amsterdamer Band Arifa mit Musikern aus fünf Ländern am 15. September ins Urania Theater nach Ehrenfeld. Gemeinsam bauen sie eine schwingende Brücke zwischen Orient und Okzident, die traditionelle Klänge aus dem Balkan und der Türkei mit improvisiertem Jazz und zeitgenössischer Musik an einem Abend vereint.

Am 20. September sollte ursprünglich mit Rolf Kühn ein Weltstar an der Klarinette im Stadtgarten auftreten, der am 18. August überraschend verstorben ist. Am Abend wird nun mit einem besonderen Konzert an den Ausnahmemusiker gedacht.

Pianist Hans Lüdemann (l.) und Veranstalter Jens Eggensperger vor dem Stadtgarten. Foto: Eppinger

Auf der Bühne steht dann mit Gianluigi Trovesi (78) aus Bergamo ein anderer weltweit gefragter Altstar der Klarinette. Den Abend bestreitet er gemeinsam mit dem international renommierten Pianisten Hans Lüdemann. „Das wird ein besonderes Konzert, da Trovesi kaum noch reist und so nur selten live zu erleben ist. Über die WDR-Bigband und ein gemeinsames Album hat er durchaus auch Bezüge nach Köln. Der gemeinsame Auftritt mit Lüdemann ist eine echte Premiere.“

Den Kontrast dazu bildet am späteren Abend die junge Wiener Band Sketchbook 4 um den Klarinettisten Leonhard Skorupa. „In Wien ist die Klarinette auch weiter angesagt und gerade bei jungen Musikern sehr gefragt. Das zeigt auch Bassklarinettist Daniel Moser, der ebenfalls zur Band gehört.“

Am Tag darauf kommt mit dem musikalischen Grenzgänger Louis Sclavis aus Frankreich und seinem aktuellen Projekt „Characters on a Wall“ ein alter Bekannter zurück nach Köln. Inspiriert wurde er dabei vom Werk des Künstlers Ernest Pignon-Ernest und dessen Wand- und Felsenmalerei mit ihrer lebensechten Dramatik. Am selben Abend können die Besucher auch die junge kanadische Pianistin Kris Davis mit ihrem aktuellen Ensemble, zu dem die Bassklarinettisten Joachim Badenhorst und Frank Gratkowski gehören, live erleben.

Gastspiel der israelischen Klarinettistin Shirley Brill

Am 22. September ist die israelische Klarinettistin Shirley Brill mit der israelisch-iranischen Gruppe Sistanagila zu Gast im Urania-Theater. Im gemeinsamen Spiel der Musiker verbinden sich jüdisch-persische Musiktraditionen und klassische Musik des Abendlandes mit orientalischer Improvisationskunst zu einem ungewöhnlichen musikalischen Gesamtkunstwerk.

Am selben Abend in Ehrenfeld steht auch der iranische Gitarrist Mahan Mirarab und seinem neuen Album „The Persian Side Of Jazz“ auf der Bühne. Außergewöhnlich ist die Gitarre des Künstlers mit zwei Köpfen. Während ein Kopf für die westlich Musik eingesetzt wird, wurde der andere für die iranische Musik angefertigt.

Beim akustischen Konzert von Klarinettist David Orlowsky und dem österreichischen Lautenspieler David Bergmüller treffen am 24. September in der Christuskirche klassische und Alte Musik aufeinander.

Das Finale im Gloria mit drei Konzerten

Das Finale im Gloria bestreitet als erster Gast am 25. September der kubanische Großmeister des Jazz bzw. Latinjazz und Grammy-Gewinner Paquito D’Rivera, den die Festivalmacher schon lange nach Köln holen wollten. Begleitet wird er beim Gastauftritt von der Paul Heller Allstar Bigband.

Weiter geht es mit der Festivalinitiatorin, der Klarinettistin Annette Maye und ihrem Musikprojekt FisFüz. Mit ihren musikalischen Gästen um Muhittin Kemal werden musikalische Werke der Schwarzmeerküste sowie Eigenkompositionen präsentiert. Das Finale bestreiten die New York Gypsy Altstars mit ihrem so globalen wie energiegeladenen Sound.

Service: Multiphonics Festival, 15. bis 26. September in Köln, Wuppertal und Düsseldorf, Karten und weitere Informationen finden sich online unter:

www.multiphonics-festival.com