Köln | Seit 2003 gibt das Projekt „Waldfegen“ des Kölner Künstlers Ivo Weber. Am 1. September 2016 werden die Fotoarbeiten im Rahmen des Photoszene-Festivals 2016 für einen Tag lang in der Artothek ausgestellt. „Waldfegen“ ist ein Kunstprojekt, bei dem eine kleine – jährlich wechselnde – Gruppe Kunstschaffender sich unter der Leitung Webers im herbstlichen Wald trifft und Formen in den Wald fegt. Zum Schluss wird die Installation fotografiert und ist nun in der Artothek zu bestaunen.

In einem Waldstück irgendwo im Kölner Grüngürtel wird eine Form im Waldboden abgesteckt. Eine kleine Gruppe von Menschen befreit – bewaffnet mit einem handelsüblichen Rechen – in dieser Form den Waldboden vom herbstlichen Laub. Im Anschluss wird die Gruppe – aufgestellt in einer bestimmten Ordnung – auf dem kahlen Waldstück von einem Fotografen abgelichtet. Ivo Weber ist der Regisseur: Er bestimmt die Form, in der gefegt wird und die Aufstellung der Projektteilnehmer auf dem Foto. Nach getaner Arbeit ist Zeit für geselliges Miteinander. Die Gruppe setzt sich im Wald zusammen, isst Suppe mit Maultauschen und genießt den ein oder anderen Schluck Glühwein. Wo sich das besagte Waldstück befindet, an dem das „Waldfegen“ seit nunmehr 12 Jahren stattfindet, will Ivo Weber nicht verraten.

Interessant ist, dass das Waldstück in dem Webers Aktion stattfindet, keine unberührte Natur ist. Die Waldstelle ist bereits geordnet. Der Kölner Grüngürtel ist ein kultivierter Wald. In einem bereits geordneten Raum, wird mit dem Fegen eine weitere Form der Ordnung geschaffen.

Zu Beginn bestand die Gruppe der „Waldfeger“ aus Waldarbeitern aus dem Freundeskreis des Künstlers. Im Angesicht dessen, dass sich sein Kunstprojekt zu einer Massenveranstaltung zu entwickeln begann, beschloss er die Auswahl seiner Teilnehmer zu verändern und die Gruppe klein zu halten. Heute bestimmt Ivo Weber die „Waldfeger“ nicht selbst. Er beauftragt eine Person aus seinem Kunstumfeld, eine kleine Gruppe von Projektteilnehmer, die ausschließlich aus Kunstschaffenden besteht, auszuwählen.

Kunstprojekt „Waldfegen“ und Artothek passen zusammen

Die künstlerische Leiterin der Artothek Astrid Bardenheuer war 2014 selbst einmal Teil des Projektes „Waldfegen“. So wurde sie auch auf das Projekt des Kölner Künstlers aufmerksam und war sofort davon begeistert. Sie findet, die Artothek als Ausstellungsort von „Waldfegen“ sehr passend. Wesentlicher Bestand der Artothek ist die Möglichkeit, sich Ausstellungsstücke für eine gewisse Dauer auszuleihen. Der Besucher kann das Kunstwerk Zuhause aufhängen und damit intensiver erleben oder es aber nach kurzer Zeit wieder zurückgeben und aus seinem Leben entfernen. Dies steht in Einklang zur Projektgestaltung von „Waldfegen“. Auch hier dauert das eigentliche „Fegen“ nicht viel länger als ein paar Stunden. Nachdem die Form in den Wald gefegt und das Foto geschossen wurde, wird der ursprüngliche Zustand des Waldes wieder hergestellt.

Autor: Louis Goral-Wood