Köln | Am 2. September 2016 startet im Wallraf-Richartz-Museum die Ausstellung „Zwischen Designo und Design? – Von der Zeichnung zum Entwurf“. Bis zum 20. November 2016 werden in der Graphischen Sammlung des Museums, französische Vasenentwürfe des 18. Jahrhunderts von Jean Lepautre, Louis-Claude Vassé, A. Panier und Giovanni Battista Piranesi gezeigt.

Ausgangspunkt der Ausstellung ist die Frage, inwieweit eine Trennlinie zwischen einer künstlerischen Zeichnung und der reinen Entwurfszeichnung, die als Vorlage für einen Gebrauchsgegenstand – eine Vase – gezogen werden kann.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Zeichnungs- und Graphikbestand des Wallraf-Richartz-Museum durchforstet, um Zeichnungen und Graphiken an das damals am Hansaring entstehende Kunstgewerbemuseum (heute: Museum für Angewandte Kunst) abzugeben. Damals gingen der Graphischen Sammlung eine Vielzahl an Werken verloren. Erstaunlicherweise blieben die nun zu betrachtenden Entwurfszeichnungen von Vasen und Gefäßen dem Wallraf-Richartz-Museum erhalten. Thomas Ketelsen, Leiter der Graphischen Sammlung, geht davon aus, dass aufgrund von ästhetischen Gründen die Zeichnungen nicht an das Kunstgewerbemuseum gingen. Doch genau hier besteht der Ansatzpunkt für die Frage „Zwischen Disegno und Design?“, die der Ausstellung übergeordnet ist: Wo besteht die historische Legitimation für die Trennung gerade dieser Entwurfszeichnungen von den anderen – an das Kunstgewerbemuseum übergebenen – Werke?

Den Vasenzeichnungen kommt durchaus eine gewisse Anmut zu und es erscheint schwierig eine Unterscheidung zwischen künstlerischer Zeichnung und Entwurfszeichnung zu treffen. Doch gerade bei genauerer Betrachtung der Vasenzeichnungen Louis-Claude Vassés fällt auf, dass die Blätter in der Mitte einen leichten Knick haben. Vassé bediente sich bei seinen Zeichnungen dem Verfahren des sogenannten Abklatschs: Er zeichnete eine Hälfte der Vase auf der rechten Seite und knickte sodann das Blatt auf die linke Seite und duplizierte damit die nur halbe Vasenzeichnung. Erst wenn diese – durch mechanische Duplizierung – erstellte Grundform der Vase fertiggestellt worden war, wurde die Vasenzeichnung ausgeschmückt und verziert. Die Anmut der Zeichnungen erscheint zwar willkürlich, doch letztlich lag dem Schaffensprozess stets eine schematische Entwurfspraxis zugrunde. Zurecht können die im Wallraf ausgestellten Stücke damit dem Vorabend der Geschichte des Designs zugeordnet werden. So beginnt diese Geschichte eigentlich erst mit der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert und der damit einhergehenden funktionalen Gestaltung serienmäßiger Gebrauchsgegenstände.

Eröffnet wird die Ausstellung am Donnerstag, den 01.09.2016 um 19 Uhr im Stiftersaal des Wallraf-Richartz-Museum mit einem Vortrag von Prof. Wolfgang Laubersheimer mit dem Titel „Der Künstler macht, was er will – der Designer will, was er macht.“. Der Eintritt zur Eröffnungsveranstaltung ist frei.

Autor: Louis Goral-Wood
Foto: Thomas Ketelsen, Leiter der Graphischen Sammlung des Wallraf, im Ausstellungsraum der französischen Vasenentwürfe