Köln | Krimikritik | 30 Jahre ist es her, da sorgte ein spektakulärer Diamantenraub mit zwei Toten in Amsterdam für Schlagzeilen. Alle Aufklärungsversuche verliefen im Sand. Doch jetzt meldet sich die Vergangenheit zurück. Stefan Winges spinnt in seinem neuen Krimi „Ehrenfeld-Blues“ ein verwirrendes Netz zwischen Gestern und Heute.

Es beginnt mit einem alten Super-8-Film und einem dubiosen, tödlichen Verkehrsunfall. Kneipier Max Kremer und sein Freund Harry, als Krimi-Autor erfahren im Aufdröseln verwickelter Fälle, machen sich auf, den Tod ihres gemeinsamen Kumpels Igor aufzuklären. Sie tauchen ein in eine längst vergessene Vergangenheit. Schon bald wissen sie: Es war ein politisches Verbrechen, eine „Solidaritätsaktion“, die Diamanten sollten der südafrikanischen Anti-Apartheits-Bewegung ANC zugute kommen.

Doch wenn es so einfach wäre: Auch Berufsverbrecher haben mitgemischt – und melden sich jetzt zurück. Wer also hat wen gebraucht? Und was hatte Igor damit zu tun? Die Polizei bleibt bei den Nachforschungen besser außen vor, nur ein merkwürdiger Verfassungsschützer interessiert sich für den so lange zurückliegenden Fall.

Alte Freunde und Bekannte tauchen auf, auch eine alte Liebe. Ein Hauch alter Hippie-Loveandpeace-Romantik durchweht das geschehen. Doch je länger Max und Harry nach der Lösung suchen, um so verwirrender wird es. Winges hält die Spannung hoch, schickt seine Protagonisten zwischen Köln und Amsterdam hin und her, enthüllt – Leichen pflastern seinen Weg – nur langsam die Zusammenhänge. Zum Schluss hält er noch einen Knalleffekt und ein halbes Happy End bereit.

Und zur Beruhigung: Der Titel verweist zwar auf den Haupthandlungsort Ehrenfeld, doch im Buch bleiben die Hinweise etwa auf vergangene Gemütlichkeit und aktuelle Gentrifizierung erfreulich dezent. Aber irgendwo muss das Gute ja zu Hause sein.

Stefan Winges: „Ehrenfeld-Blues“ – Emons-Verlag, Köln 2015, 335 Seiten, 11,90 Euro

Autor: ehu