Berlin | Die türkisch-islamische Union Ditib wirft den deutschen Medien eine Vorverurteilung des Verbandes im Zusammenhang mit der angeblichen Bespitzelung von Gülen-Anhängern in Deutschland vor. „Es entbrannte unserer Ansicht nach eine verallgemeinernde und unsachliche öffentliche Debatte, die unter anderem durch voreilige und fehlerhafte Berichterstattung verursacht wurde und die immer noch andauert“, sagte Ditib-Generalsekretär Bekir Alboga der „Welt“. Es seien nachweislich Fakten voreilig, pauschalisierend und falsch dargestellt worden.

So habe sich seine Organisation, anders als vielfach berichtet, niemals für die Bespitzelung entschuldigt. Man habe „stringent, mehrfach und wiederholt beteuert, nicht involviert zu sein“. Alboga beobachtet eine tiefe Enttäuschung seiner Landsleute, „dass ohne jegliche Unschuldsvermutung eine öffentliche Vorverurteilung stattfindet“.

Es entstehe „der Eindruck, die Medien in Deutschland würden ungerecht und pauschal über türkische Muslime, ihre Gemeinden und ihre Imame berichten“. Der Ditib-Generalsekretär warnt: „Eine gesellschaftliche Spaltung schadet der Integration.“ In einem Brief der türkischen Religionsbehörde Diyanet waren Mitarbeiter der Konsulate offenbar aufgefordert worden, Informationen zu Aktivitäten der Gülen-Bewegung in Deutschland zu liefern. der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan macht die Anhänger des in den USA lebenden geistlichen Fethullah Gülen für den Putschversuch im vergangenen Sommer verantwortlich und verfolgt sie rigoros.

Nach bisherigen Erkenntnissen des NRW-Verfassungsschutzes lieferten mindestens 13 Imame Informationen nach Ankara. Das Gros der Imame in den Ditib-Gemeinden leiste hervorragende religiöse und soziale Arbeit, sagte Alboga. „Wenn einige wenige dieser Würdenträger, aus welcher Richtung auch immer, gegen geltende moralische oder juristische Regeln verstoßen, greifen die verantwortlichen Institutionen unmittelbar die notwendigen Maßnahmen auf.“

Autor: dts