Berlin | Der Chef des Bundeamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF), Frank-Jürgen Weise, zieht nach einem Jahr im Amt eine kritische Bilanz. Besonders die Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt gestalte sich schwierig. Weise sagte der „Bild am Sonntag“: „Es wird lange dauern und viel kosten.“ 70 Prozent derer, die gekommen sind, seien zwar erwerbsfähig, so Weise, trotzdem werde „ein Großteil von ihnen zunächst in die Grundsicherung fallen, bevor wir sie in Arbeit bringen“.

Weise fügte hinzu: „Es sind Akademiker gekommen, ihr Anteil ist allerdings gering. Ich schätze, etwa zehn Prozent. Hinzu kommen noch rund 40 Prozent, die zwar keine Berufsausbildung haben, aber praktische Arbeitserfahrung.“

Auch Hilfstätigkeiten seien für die Flüchtlinge besser als keine Arbeit. „Wir setzen deshalb alles dran, die Menschen möglichst schnell in die Jobcenter zu bringen.“ Kopfzerbrechen bereitet Weise, dass abgelehnte Asylbewerber oft nicht abgeschoben werden: „Es ist sehr schwierig. Wenn jemand das Land eigentlich verlassen müsste, aber geduldet wird, dann ist das ein problematischer Status. Diese Menschen haben hier keine Perspektive und sind trotzdem da, das führt häufig zu Problemen. Ich kann als Amtschef daran aber nichts ändern, das liegt nicht in der Verantwortung des BAMF.“

Verständnis habe er für Sorgen in der Bevölkerung, so Weise: „Natürlich ist die Situation für viele belastend. Niemand hat sich gewünscht, dass Menschen zu uns flüchten müssen. Wir brauchen diese Menschen auch nicht zur Deckung unseres Fachkräftebedarfs. Trotzdem war die Entscheidung richtig, in einer humanitären Notlage zu helfen.“ Trotz aller Schwierigkeiten ist Weise optimistisch, die Aufgabe erfolgreich zu bewältigen: „Wir schaffen das. Vieles, was am Anfang schlecht lief, können wir inzwischen ziemlich gut. Und die Konjunktur in Deutschland ist Gott sei Dank so gut, dass wir uns das leisten können.“

Autor: dts