Köln | Das Land NRW hat entschieden, sich bei der Vorbereitung für einen Katastrophenfall nicht auf den Bund zu verlassen. Als Absicherung bei einem atomaren Unfall, etwa in dem belgischen Reaktor von Tihange, kümmert sich NRW nun selbst um eine Versorgung der Bevölkerung mit Jodtabletten.

In der Regel wäre der Bund für den Kauf von Jodtabletten zuständig, aber bislang läge kein Zeitplan zur Anschaffung vor. Deshalb habe NRW als erstes Bundesland entschieden, diese auf eigene Kosten zu kaufen, so eine Sprecherin des NRW-Innenministeriums, gegenüber dem „WDR“. Die Jodtabletten sollen im Falle eines atomaren Unfalls im belgischen Atomkraftwerk Tihange an die Bürger von NRW verteilt werden Die Jodtabletten sollen verhindern, dass sich radioaktives Jod in den Schilddrüsen absetzt.

Momentan werden die Jodtabletten dezentral in Krankenhausapotheken gelagert, um eine falsche Einnahme und Dosierung zu verhindern. Eine verfrühte Einnahme der Medikamente würde zu keiner Schutzwirkung führen. Im Ernstfall soll der Katastrophenschutz unverzüglich jeden Haushalt versorgen können. Ob die rechtzeitige Versorgung aller Bürger in NRW jedoch gewährleistet werden kann, werde zumindest von einigen Kommunalvertretern bezweifelt, so der „WDR“.

Das Kernkraftwerk Tihange, das nur 57 Kilometer entfernt vom Aachener Stadtgebiet liegt, soll sich in einem alarmierend desolaten Zustand befinden, so Kritiker. Grenzüberschreitende Bürgerinitiativen setzen sich seit längerer Zeit für die Abschaltung des Kernkraftwerks ein.

Autor: Laura Müller | Foto: Peter Sobolev/shutterstock.com
Foto: Das Atomkraftwerk von Tihange