London | aktualisiert | Von 8 bis 23 Uhr waren die britischen Wahllokale „Polling Stations“ geöffnet. Mit verlässlichen Ergebnissen wird erst in den frühen Morgenstunden des morgigen Tages gerechnet. Es gibt eine erste Umfrage von YouGov – deren Aussagekraft aber nicht gesichert ist – dass sich 52 Prozent der Briten für den Verbleib in der EU und 48 für den „Brexit“ entschieden haben.

EU-Referendum in Großbritannien: Beteiligung von über 80 Prozent erwartet

23:15 Uhr >Beim Referendum über den Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union wird eine Wahlbeteiligung von über 80 Prozent erwartet. Der Fernsehsender „Sky News“ prognostizierte einen Wert von 83,7 Prozent. In einer von demselben Sender veröffentlichen Umfrage des Umfrageinstituts YouGov, die am Wahltag durchgeführt wurde, haben sich 52 Prozent gegen einen „Brexit“ ausgesprochen.

Die BBC veröffentlichte keine Nachwahlbefragung, weil die Methode nicht dazu ausreiche, ein zuverlässiges Ergebnis zu prognostizieren. Ein offizielles Ergebnis wird am frühen Freitagmorgen erwartet. Am internationalen Devisenmarkt wurde das erste Trendergebnis dennoch schon positiv aufgenommen: Das Britische Pfund legte weiter zu.

IW-Studie: „Brexit“-Gefahr verunsichert fast jedes zweite deutsche Unternehmen

12:59 Uhr >Der Schlingerkurs der europäischen Politik und insbesondere der drohende EU-Austritt Großbritanniens verunsichern fast jedes zweite deutsche Unternehmen. Das geht aus einer Befragung von 3.000 Unternehmen durch das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hervor, über die die „Rheinische Post“ (Donnerstagsausgabe) berichtet. Demnach sehen 42 Prozent der deutschen Betriebe im ungewissen Kurs der europäischen Politik ein hohes Risiko für ihre Zukunft.

Die deutsche Wirtschaftspolitik stellt dagegen nur für 26 Prozent der Unternehmen ein hohes Risiko dar. In der Industrie ist der Umfrage zufolge der Anteil der Firmen, die über den EU-Kurs besorgt sind, mit 46 Prozent besonders hoch. Aber auch 38 Prozent der Dienstleister und 36 Prozent der Baufirmen geben die EU-Politik als größten Risikofaktor an.

„Dies zeigt, dass selbst die stärker inlandsorientierten Betriebe der politischen Unsicherheit in Europa eine hohe Bedeutung mit Blick auf ihr eigenes Unternehmen zuschreiben“, schreibt IW-Forscher Michael Grömling. Das arbeitgebernahe IW befragte im Frühjahr rund 2.400 westdeutsche und 600 ostdeutsche Unternehmen nach ihren gegenwärtigen Risikofaktoren. Dabei führt die Verunsicherung über die europäische Politik die Rangliste mit großem Abstand an.

Nur zwölf Prozent der Betriebe gaben an, die EU-Politik stelle für sie gar kein Risiko dar.

Gauck: Ein Austritt Großbritanniens wäre Verlust für ganz Europa

10:30 Uhr >Bundespräsident Joachim Gauck hat sich für einen Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union ausgesprochen: „Ein Austritt wäre ein Verlust für ganz Europa“, sagte Gauck am Donnerstag bei einem Besuch in Bulgarien. Die Entscheidung darüber sei die souveräne Entscheidung der Briten. „Aber es ist eine Entscheidung, die uns alle in Europa betrifft“, so das deutsche Staatsoberhaupt.

„Großbritannien steht für eine lange demokratische Tradition, für liberale Prinzipien und die transatlantische Freundschaft. Seine Stimme hat in der Europäischen Union seit mehr als 40 Jahren Gewicht.“ Die Debatte über den „Brexit“ sieht Gauck jedoch positiv: „Sie hat Unmut über die Europäische Union ans Licht gebracht, der zuvor oft im Verborgenen schwelte. Sie hat ein Nachdenken über Europa angeregt, und sie hat Impulse für Reformen gesetzt“, so der Bundespräsident. „Ganz gleich, wie die Abstimmung heute ausgeht: Wir dürfen nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Wir sollten aus der Krise Lehren ziehen und weiter diskutieren, wie wir in Europa miteinander leben wollen, auf dem festen Fundament unser gemeinsamen Werte“, betonte Gauck.

„Wir sollten gerade mit jenen sprechen, die anderer Ansicht sind, die Meinungen und Argumenten folgen, die uns unplausibel erscheinen. Wir sollten einander zuhören statt der Mode zu folgen, uns nur noch in geschlossenen Meinungsmilieus zu bewegen.“

8:26 Uhr > Die Briten stimmen am Donnerstag in einem Referendum darüber ab, ob ihr Land Mitglied der Europäischen Union bleiben soll. Die Wahllokale sind von 08:00 Uhr bis 23:00 Uhr Mitteleuropäischer Zeit geöffnet, gut 46 Millionen Bürger sind wahlberechtigt. Erste Resultate werden am frühen Freitagmorgen erwartet.

Umfragen zufolge zeichnet sich ein knappes Ergebnis ab. Zahlreiche europäische Politiker und Wirtschaftsvertreter hatten vor einem „Brexit“ gewarnt. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hatte zuletzt betont, im Falle eines Votums für den Austritt werde man keine Zugeständnisse an London machen.

Großbritannien verliert bei Brexit sein AAA-Kreditranking

Großbritannien wird im Falle seines Austritts aus der Europäischen Union sein AAA-Kreditranking bei der Ratingagentur Standard&Poor`s (S&P) verlieren. Das berichtet „Bild“ (Donnerstag). „Wenn Großbritannien sich im EU-Referendum am Donnerstag für einen Brexit entscheiden sollte, dann wäre das AAA-Kreditrating fällig und würde innerhalb kurzer Zeit danach zurückgestuft werden“, sagte Moritz Kraemer, Managing Director und Global Chief Rating Officer Sovereign Ratings bei S&P, zu „Bild“.

Kraemer bekräftigte, die politische Situation im Land wäre bei einem Brexit weniger vorhersehbar und rational, auch weil es keinen wirklichen Plan für die Zeit nach einem Brexit gibt.

Autor: dts | Foto: Claudio Divizia/shutterstock.com