Washington/Ankara | Um die Beziehungen zur Türkei nicht zu gefährden, sollten die USA nach Ansicht von James Jeffrey, dem früheren US-Botschafter in der Türkei, den Prediger Fetullah Gülen an Ankara ausliefern.

„Bedenkt man, welche Bedeutung das Nato-Mitglied Türkei angesichts der Bedrohungen hat, die uns von allen Seiten entgegenschlagen, braucht Amerika dieses Bündnis unbedingt“, mahnt Jeffrey, der neun Jahre in der Türkei akkreditiert und bis 2010 Botschafter in Ankara war, in einem Gastbeitrag in der Wochenzeitung „Die Zeit“. „Falls die Türken vernünftige Beweise für Gülens Schuld vorlegen, können die USA argumentieren, sie hätten eine moralische und rechtliche Pflicht, ihn auszuliefern – schließlich habe er versucht, einen Verbündeten zu destabilisieren“, so Jeffrey.

Auslieferungen brauchten Zeit. US-Anwälte müssten US-Richter von der Schuld Gülens überzeugen – für die aber habe die Türkei bislang noch keine Beweise vorgelegt. „Aber angesichts der Dringlichkeit der türkischen Forderungen und der öffentlichen Empörung können die USA rasch mit nicht gerichtlichen Mitteln gegen Gülen vorgehen, etwa Ermittlungsverfahren, Steuerprüfungen und Visaauflagen“, schlägt Jeffrey vor.

„Ein derartiges Vorgehen könnte die Türken beschwichtigen, neue Aktionen der Gülenisten verhindern und das Vertrauen zwischen beiden Seiten während des laufenden Auslieferungsverfahrens wieder stärken.“

Autor: dts