Köln | Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) habe nach seiner heutigen Sitzung bekannt gegeben, den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität unverändert bei 0,00 Prozent, 0,25 Prozent und minus 0,40 Prozent zu belassen. Das teilte die Notenbank am heutigen Donnerstag, 20. Oktober, mit. Der EZB-Rat gehe weiterhin davon aus, dass die Leitzinsen für längere Zeit auf dem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau bleiben werden. Auch bestätige der EZB-Rat, dass die monatlichen Ankäufe von Vermögenswerten im Umfang von 80 Milliarden Euro bis Ende März 2017 oder erforderlichenfalls darüber hinaus und in jedem Fall so lange erfolgen sollen, bis er eine nachhaltige Korrektur der Inflationsentwicklung erkennt, die mit seinem Inflationsziel im Einklang steht.

Diese Entwicklung kommentiert Professor Dr. Carsten Wesselmann, Chefvolkswirt der Kreissparkasse Köln, wie folgt: „Zinserhöhungen seitens der EZB dürften wohl geraume Zeit auf sich warten lassen. EZB-Chef Draghi und Co. werden die Geldschleusen eher noch weiter öffnen, als den Hahn in absehbarer Zeit zuzudrehen. Für mich ein besorgniserregendes Szenario. Ich kann mich nicht des Eindrucks erwehren, dass die Politik in einem Allmachtglauben an die Notenbanken diese in ihrer Funktion als Währungshüter zunehmend ausnutzt. Anstatt auf Strukturreformen zu setzten, die Unternehmen zu Investitionen und Kapazitätsausweitungen anreizen und damit zur Reduktion der hohen Arbeitslosigkeit in vielen Ländern des Euroraums beitragen, wird auf die süße Droge Liquidität vertraut. Scheinbar wird dabei völlig außer Acht gelassen, dass es eben diese überreichlich vorhandene Liquidität war, die uns 2007/2008 mit in die Finanzkrise getrieben hat. Mir erschließt sich einfach nicht der Sinn, die Folgen der Finanz- und Schuldenkrise mit den Ursachen dieser zu bekämpfen. Meiner Meinung nach dominieren bereits jetzt schon die negativen Folgen dieser Art der Geldpolitik die Vorteile, die sich viele aus ihr Versprechen. Es wird höchste Zeit, dass die Notenbanken weltweit aus ihrer Rolle als Krisenmanager entlassen werden.“

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