Köln | Köln gewinnt ein neues Stadtviertel – direkt am Rhein gelegen und in Sichtweite des Doms. Mit dem Abschluss eines städtebaulichen Wettbewerbsverfahrens am Samstag, 24. September, wurden jetzt die Weichen zur Umwandlung des Deutzer Hafens gestellt. Der ehemalige innerstädtische Industriehafen, ein Areal mit einer Gesamtfläche von 35 Hektar, soll in den kommenden Jahren zu einem modernen Quartier zum Wohnen und Arbeiten für mehrere tausend Menschen entwickelt werden.

Seit Februar dieses Jahres hatten sich fünf interdisziplinäre Teams aus international renommierten Planungsbüros unter Mitwirkung der Bürgerschaft mit der Frage beschäftigt, wie das Kölner Veedel von morgen aussehen könnte. Die überzeugendste Antwort hat das Kopenhagener Büro COBE in Zusammenarbeit mit Ramboll Studio Dreiseitl (Überlingen), Transsolar (Stuttgart) und knp.bauphysik (Köln) geliefert.

Die Preisrichter soll unter anderem die gelungene Integration des industriellen Erbes, die nicht nur im Erhalt der Kran-Bahnen und des ehemalige Löschkrans Ausdruck finden soll überzeugt haben. Der Entwurf greife in vielfältiger Weise Motive des Hafens und der dort ansässigen Ellmühle auf und macht sie zur „DNA“ des neuen Viertels. Unterschiedliche Typologien innerhalb der geplanten neuen Baukörper stellen nicht nur die architektonische Vielfalt sicher, sondern auch eine lebendige soziale Mischung – mindestens ein Drittel der Wohnungen soll im geförderten Wohnungsbau errichtet werden. Aktive Erdgeschossnutzungen ermöglichen eine Vernetzung der unterschiedlichen Nutzergruppen.

Die Dichte des Quartiers nehme von der unbebauten Molenspitze im Norden in Richtung Süden immer mehr zu. Der Freiraum im Norden, der die in Teilen denkmalgeschützte Ellmühle freistellt, wurde sowohl vom Begleitgremium als auch von Bürgern gleichermaßen begrüßt. Das Hafenbecken als größter öffentlicher Freiraum und Industriedenkmal wird von weiteren Parks und öffentlichen Plätzen begleitet und schafft so für jede Lage im Quartier eine Verbindung zur Landschaft.

Der Niveauunterschied zwischen der heutigen Hafenkante und der hochwasserfreien Erschließung wird durch große, behindertengerecht zu gestaltende Treppenanlagen ausgeglichen, wobei die Ostseite des Hafenbeckens als urbanes Ufer ausformuliert wird, während die Westseite einen grünen Charakter bekommt. Den Höhepunkt findet diese Planung in einem Wasserbecken am südlichen Ende des Hafenbeckens, in das gefiltertes Regenwasser eingeleitet werden soll und das den Blick über das Hafenbecken auf die Türme des Doms freigibt.

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker betonte die Bedeutung der Umwandlung des Hafens für Kölns Stadtentwicklung: „Die Entwicklung des Deutzer Hafens macht einmal mehr deutlich, dass sich Köln den Herausforderungen einer dynamisch wachsenden Großstadt stellt. Bei der Entwicklung dieses und anderer neuer Quartiere legen wir Wert darauf, Wohnen und Arbeiten an einem Ort zu organisieren sowie Grün- und Freiflächen mit Aufenthaltsqualität zu integrieren. Die Deutzer Rheinfront wird mit diesem Entwurf deutlich an Qualität gewinnen.“

Sie lobt in diesem Zusammenhang ausdrücklich auch das bürgerschaftliche Engagement, das bei der Entwicklung des Hafens zum Ausdruck kam. „Über Monate haben zahlreiche Kölnerinnen und Kölner mit uns gemeinsam nach vorn geschaut und sich in der Planung dieses Stadtviertels von Morgen eingebracht. Es war für alle Beteiligten bereichernd, sich über diese Zukunftsaufgabe Gedanken zu machen“, so Reker weiter.

Der Beigeordnete für Stadtentwicklung, Planen, Bauen und Verkehr, Franz-Josef Höing, würdige die hohe Qualität der eingereichten Arbeiten: „Alle städtebaulichen Konzepte zeugen auch im Detail von höchstem Niveau. Es ist allen gelungen, die besondere Atmosphäre des künftigen Stadtquartiers aufzuspüren und deutlich werden zu lassen. Der Siegerentwurf liefert nicht nur schlüssige Antworten auf die Fragen zum Hochwasserund Lärmschutz sowie zur verkehrlichen Erschließung. Er überzeugt auch durch die interessanten Ansätze zur energetischen Versorgung, zur Nutzung beispielsweise von Regenwasserkreisläufen. Nicht zuletzt legt er auch besonderes Augenmerk auf die Gewährleistung der Barrierefreiheit.“

Höing: „Das Büro hat den Bestand klug danach befragt, welche Gebäude erhalten bleiben sollten und was aus alten Strukturen für den neuen Hafen abgeleitet werden kann. Es hat aus all den gewonnen Erkenntnissen eine sehr spezifische Antwort für den Hafen entwickelt. Es ist in der Summe das Konzept eines neuen lebendigen, bunt gemischten Stadtteils, in dem die Vergangenheit spürbar bleibt, der aber den Anforderungen von Morgen in besonderer Weise gerecht wird.“

Das städtebauliche Gerüst sei stabil, aber in sich flexibel, lobte Andreas Röhrig, Geschäftsführer der städtischen Entwicklungsgesellschaft „moderne stadt“, die das Quartier entwickeln werde: „Die geplanten fünf Unterquartiere können entweder nacheinander oder teils auch gleichzeitig errichtet werden. Auch was einzelne Gebäudenutzungen angeht, hat das Siegerteam einen flexiblen Rahmen geliefert. Somit können wir mit dem Konzept den Anforderungen begegnen, die sich auf dem Weg in die Detailplanungen in den nächsten Jahren ergeben werden. Gerade bei größeren Projekten ist eine solche anpassungsfähige Planung wichtig.“

Im nächsten Schritt werde der Planungsentwurf den politischen Gremien und dem Rat der Stadt Köln vorgelegt. Anschließend soll das Konzept weiter vertieft werden. Im Frühsommer 2017 könnten dann detailliertere Pläne für die Umwandlung des ehemaligen Industriehafens vorliegen.

Autor: ib