Berlin | Verdi-Chef Frank Bsirske fordert die Mindestlohn-Kommission auf, bei der Anpassung zum 1. Januar 2017 die großen Tarifabschlüsse dieses Frühjahrs einzurechnen. „Die Gewerkschaften haben in diesem Jahr Reallohnzuwächse erstritten, die bei der Anpassung des Mindestlohns berücksichtigt werden müssen“, sagte er der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ (Samstagausgabe). Hintergrund ist die Erwartung einer deutlich geringeren Erhöhung.

Weil nach jetzigen Stand weder der Abschluss der Metall- und Elektroindustrie, noch der im öffentlichen Dienst statistisch in die Anpassung des Mindestlohns einfließen, würde die seit 2015 geltende Untergrenze nach aktuellem Stand von 8,50 nur um gut drei Prozent auf rund 8,80 Euro steigen. Das ergibt sich aus dem Tarifindex des Statistischen Bundesamtes, der Grundlage für die Anpassung sein soll. Er berücksichtigt nur tatsächlich ausgezahlte Tariferhöhungen.

Die im öffentlichen Dienst etwa gilt zwar seit März 2016, ist wegen der erst Ende Mai auslaufenden Erklärungsfrist für die Tarifparteien aber noch nicht umgesetzt.“Ließe die Mindestlohn-Kommission die in diesem Jahr erzielten Lohnabschlüsse unberücksichtigt, ginge das zu Lasten der Menschen am untersten Ende der Lohnskala“, sagte Bsirske der WAZ. Der Verdi-Vorsitzende wünschte sich eine deutlich kräftigere Anhebung als sie sich bisher abzeichnet. „Ich plädiere für eine zügige Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns in Richtung zehn Euro“, sagte er. Die Entscheidung darüber muss die Mindestlohn-Kommission bis spätestens Ende Juni treffen.

Autor: dts