Köln | Gezielte Kontrollen von Auto- und Radfahrern sowie Fußgängern, begleitet von umfangreichen Aufklärungskampagnen – so konnte die Polizei die Zahl der Verkehrsunfälle im Vorjahr gegenüber 2016 im Stadtgebiet Köln leicht von 42.863 auf 42.627 senken.

Auch wenn es weniger Verletzte (2017: 5.486, 2016: 5.755) und Tote (14/18) gab, zufrieden ist die Polizei nicht mit den immer noch hohen Zahlen. Auch wenn sie angesichts gestiegener Einwohnerzahlen und Kfz-Zulassungen eine „vorsichtig positive Bilanz“ zieht. „Jeder Tote hinterlässt im Schnitt 113 Betroffene – die Familie, Freunde, Nachbarn und Arbeitskollegen“, sagte Manuel Kamp, stellvertretender Polizeipräsident, als er jetzt die Statistik vorstellte.

Chef-Polizist: „Klima auf Kölns Straßen besonders aggressiv“

Neben den häufigsten Unfallursachen wie mangelnder Abstand, Tempoüberschreitungen und Fehlern beim Abbiegen macht Martin Lotz, Leiter der Dienststelle Verkehr, als Grundübel das bundesweit besonders „aggressive Klima auf Kölner Straßen“ als Grund aus, vor allem Rotlicht werde hier missachtet. Staus, Baustellen und enge Straßen trügen ein weiteres zu erhöhtem Stress bei. Schließlich trage auch die „mobile elektronische Kommunikation“ zur Ablenkung vor allem der Autofahrer bei. 7.400 (9.400) Verstöße ahndete die Polizei, nach Verkehrsunfällen stellte sie 30 Mobiltelefone sicher.

Raserszene steht unter besonderer Beobachtung

Durch gezielte Kontrollen schrecke man inzwischen auch überregional Raser davon ab, sich zu Autorennen in Köln zu treffen, berichtete ein sichtlich amüsierter Lotz. Auf der „Erfolgsliste“ stehen hier unter anderem 5.374 kontrollierte Fahrzeuge, von denen 202 sichergestellt wurden. 368 Ordnungswidrigkeiten wurden angezeigt, 66 Fahrverbote verhängt. „Ersatzweise“ gab es 1.118 Anzeigen für Fahren ohne Sicherheitsgurt, Überfahren von Rotlicht oder Handy-Nutzung am Steuer. Bei 55 des Fahrens. Trotzdem musste die Polizei bei 55 Rennen einschreiten, 16 Führerscheine wurden kassiert. Insbesondere die Ringe hätten sich als „Imponiermeile“ für die Raser etabliert, daneben Aachener Straße und Innere Kanalstraße.

Sorgen macht die gestiegene Zahl der jugendlichen Radfahr-Opfer

Zwar blieb – bei gestiegenem Anteil der Radfahrer am Gesamtverkehr – die absolute Zahl der Unfälle, an denen Radfahrer beteiligt waren, relativ stabil (1.870 gegenüber 1.880). Sorgen bereitet der Polizei jedoch der Anstieg bei Kindern und Jugendlichen zwischen 10 und 14 Jahren. Wurden 2016 noch 110 in einen Unfall verwickelt, waren es 2017 schon 154. „Wir können uns das nicht erklären“, gab Lotz zu. Eine Auswertung nach Wochentagen oder Tageszeit liegt nicht vor.

Opfer wurden Radfahrer vor allem, weil Autofahrer beim Abbiegen nicht aufpassten, den Radlern die Vorfahrt nahmen oder beim Ein- oder Aussteigen nicht aufpassten. Waren die Radfahrer die Schuldigen, lag es vor allem an nicht angepasster Geschwindigkeit, an falschem Abbiegen und Missachtung der Vorfahrtsregeln.

Von 167 auf 180 gestiegen ist die Zahl der Unfälle mit. In 14 Fällen waren die Straßenbahnfahrer schuld. Tote gab es nicht, 2016 waren noch 6 zu beklagen. Den Rückgang hier führt Lotz unter anderem auf die gemeinsame Präventionskampagne „Köln steht bei Rot“ zurück.

Leichte Entspannung auch auf den Autobahnen im Regierungsbezirk

Auch auf den 575 Kilometern Autobahn im Regierungsbezirk Köln konnte mit gesunkenen Unfallzahlen eine positive Bilanz gezogen werden: Danach wurden 11.457 Unfälle gezählt (2016: 12.437) , die Zahl der verunglückten Personen sank von 2.030 auf 1.913, die der Schwerverletzten von 425 auf 403. Tote gab es 23 (29). Durch die Einführung eine Tempolimits von 130 km/h auf der A4 zwischen Aachen und Kerpen erhofft sich Andreas Brings, stellvertretender Leiter der Autobahndirektion Köln, auf dieser Strecke eine weitere Verkehrsberuhigung. Sorgen bereitet ihm allerdings die prognostizierte Zunahme des Schwerlastverkehrs. Als Unfallschwerpunkte haben sich die verschiedenen Autobahnkreuze erwiesen.

Autor: ehu
Foto: Das Symbolbild zeigt einen Radunfall in Köln. Sorgen bereitet der Kölner Polizei der Anstieg bei den verletzten Kindern und Jugendlichen, die mit ihrem Rad unterwegs waren.