Köln | aktualisiert | 1.491 Diebstähle, 458 Rauschgiftdelikte, 20 sexuelle Übergriffe – insgesamt 2.257 Straftaten wurden 2017 auf dem Neumarkt angezeigt. Das soll weniger werden: Polizeipräsident Uwe Jacob setzt hier und an drei anderen Kriminalitätsschwerpunkten – Breslauer, Wiener und Ebertplatz – auf Videoüberwachung. Ab 2019 sollen hier insgesamt 32 Kameras installiert werden. Die Grüne Stadtratsfraktion sieht dies kritisch.

Eine Million Euro soll die Aufrüstung mit Kameras, Masten und Kabel kosten. Zahlen müsste das Land. Jacob ist sicher, dass das Geld bewilligt wird und verweist auf entsprechende Äußerungen von Landesinnenminister Herbert Reul.

Polizeipräsident erhofft sich Abschreckung und bessere Aufklärung

Von der Videoüberwachung erhofft er sich sowohl Vorbeugung wie eine bessere Aufklärung. Erfahrungen auf den Ringen und rings um den Dom geben ihm Recht. So wurden auf dem Hohenzollernring – hier stehen erst seit Dezember 2017 Kameras – im Vorjahr 2.361 Straftaten gezählt, 2016 waren es 2.621.

Betrug der Rückgang an den Ringen 10 Prozent, ging rings um den Dom – hier wird schon seit 2016 per Video überwacht – die Zahl der Straftaten sogar um 27 Prozent zurück (in der gesamten Innenstadt um 6 Prozent). In Zahlen: 2015 waren es 1.730, 1.212 im Jahr 2016 und 2016 nur noch 852.

Die Zahlen beweisen – so Jacob –, dass Videoüberwachung abschreckt. Eine Verdrängung der Kriminalität in andere Stadtgebiete haben man bislang nicht beobachten können. Man nehme das aber insbesondere beim Drogenhandel ernst. In Köln gebe es 3- bis 5.000 Drogenabhängige, die seien nicht auf „zentrale Plätze“ angewiesen.

Dumm gelaufen: Bankräuber beim Maskieren beobachtet

Auf der andere Seite helfe Videoüberwachung auch bei der Aufklärung von Straftaten. Martin Lotz, Leiter Direktion Gefahrenabwehr, nennt als Beispiel einen „Taschendiebstahl“ auf dem Hohenzollernring. Hier habe die Aufzeichnung gezeigt, dass der Täter sein alkoholisiertes Opfer niedergeschlagen hatte. Es handelte sich also tatsächlich um Raub. Im Domumfeld konnten so in 85 Fällen nachträglich Beweise gesichert werden. Besonders spektakulär die Identifizierung eines Bankräubers: Man konnte sehen, wie er sich vor dem Überfall am Bahnhofsvorplatz maskiert.

Einen weiteren Rückgang der Straftaten erhofft sich Jacob – neben der erhöhten Polizeipräsenz – auch von der 24-Stunden-Überwachung, die es seit dem 1. März dieses Jahres gibt. Davor geschah auf den Ringen und um den Dom jede zweite Straftat außerhalb der Überwachungszeit, gibt der Polizeipräsident zu. Zur Überwachung der 32 neuen Kameras (zehn auf dem Neumarkt, acht auf dem Ebertplatz und je zehn auf Breslauer und Wiener Platz) muss die Einsatzleitstelle technisch und personell aufgerüstet werden.

Grüne im Kölner Stadrat kritisch

Die Grüne Ratsfraktion bewertet wie die GRÜNE Landtagsfraktion die Videoüberwachung und die weitergehenden Maßnahmen sehr kritisch, heißt es heute in einer schriftlichen Mitteilung. Manfred Richter, Sprecher der GRÜNEN im Ausschuss für Allgemeine Verwaltung und Rechtsfragen (AVR): „Die zunehmende Beobachtung des öffentlichen Raums suggeriert den Bürgerinnen und Bürgern ein Mehr an Sicherheit – ist jedoch eine schrittweise Beschneidung individueller Bürgerrechte. Videobeobachtung ist zudem personalintensiv und birgt die große Gefahr einer missbräuchlichen Anwendung. Die für die Monitorbeobachtung eingesetzten Polizeikräfte sind bei den Bürgerinnen und Bürgern auf der Straße besser eingesetzt“.

Autor: ehu
Foto: Am Domgässchen: ein Mast, vier Überwachungskameras – so soll auch am Neumarkt, auf dem Wiener, Breslauer und Ebertplatz aufgerüstet werden.