Köln | Der Artikel wird laufend aktualisiert | Im Raum Düren sowie in Köln hat die nordrhein-westfälische Polizei am frühen Donnerstagmorgen Wohnungen von Gefährdern aus dem islamistischen Umfeld durchsucht. Hintergrund seien Erkenntnisse der Sicherheitsbehörden, die auf einen „Terrorverdacht“ hindeuteten, teilte die Polizei mit. Im Zentrum der Ermittlungen stehe eine Wohnung in Düren, in der die Polizei aktuell nach weiteren konkreten Anhaltspunkten für eine Anschlagsplanung suche. Die Kölner Polizei äußerte sich zu den Razzien und gab Details bekannt. Aktuell: Nach Angaben der Kölner Polizei wurde auf der Baustelle in Köln kein Sprengstoff gefunden.

NRW-Innenminister: Kein konkreter Anschlagsverdacht vor Razzia

19:01 Uhr > Nach der Anti-Terror-Razzia der Polizei im Raum Düren sowie in Köln, bei der insgesamt sechs Personen in Gewahrsam genommen wurden, gibt es nach Angaben des nordrhein-westfälischen Innenministers Herbert Reul (CDU) bisher keinen Anfangsverdacht für eine Straftat. Die Polizei habe im Vorfeld der Durchsuchungen „keine Hinweise auf einen konkreten Anschlagsort, keine Hinweise auf eine konkrete Anschlagszeit und keine Hinweise auf eine konkrete Anschlagsart“ gehabt, sagte Reul am Donnerstagnachmittag in Bochum. Es habe jedoch Hinweise gegeben, dass die sechs in Gewahrsam genommenen Personen „möglicherweise einen Terroranschlag planen könnten“, so der nordrhein-westfälische Innenminister weiter.

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Mitarbeiter von Kölner Baustelle freigelassen

18:56 Uhr > Die beiden Mitarbeiter des als Hauptgefährder beschreibenen Mannes, den die Kölner Polizei weiter mit drei weiteren Männern in Gewahrsam hält, die heute auf der Baustelle in Köln in Gewahrsam genommen wurden, sind wieder auf freiem Fuß. Dies entschied das Amtsgericht Köln heute. Die Polizei schreibt zu den anderen Männern: „Die Polizei hat die vier Gefährder aus Düren heute am späten Nachmittag einem Richter des Amtsgerichts Düren vorgeführt, der im Laufe des Abends über die Anordnung einer Langzeitingewahrsamnahme entscheiden wird.“ 

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Polizei bestätigt: Kein Sprengstoff auf der Baustelle

17:13 Uhr > Auf der Baustelle an der Hohe Pforte fand die Kölner Polizei keinen Sprengstoff. Intensive Untersuchungen, teilweise wurden Wände niedergelegt oder angebohrt und mit visueller Untersuchungstechnik durchleuchtet, konnten auf der Baustelle in dem Bereich, in dem die Männer arbeiteten, brachten keine Erkenntnisse. 

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Kein Sprengstoff auf der Baustelle Hohe Straße

16:06 Uhr > Nach ersten Medienmeldungen findet die Kölner Polizei keinen Sprengstoff auf der Baustelle an der Hohen Pforte. Dort hatten andere Baufirmen und Bauarbeiter, von denen einer sogar in einem Kölner Boulevardmedium von merkwürdigem Verhalten der in Gewahrsam genommenen spricht, laut Polizei Angaben über ein merkwürdiges Verhalten der Trockenbauer berichtet.

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6 Personen in Gewahrsam: Gefahrenabwehr vor Strafverfolgung

14:29 Uhr > Die Kölner Polizei handelte rein aus Gründen der Gefahrenabwehr seit heute Morgen um 4 Uhr, seit sie twittert „Terrorgefahr“. Dies stellte sie auf einer Pressekonferenz um 13 Uhr dar. Vor dem Beginn der Maßnahmen trug die Polizei Köln ihre Erkenntnisse der Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf und der dort angesiedelten Zentralstelle Terrorismusverfolgung Nordrhein-Westfalen (ZenTer NRW) vor. Diese stellte fest, dass sie nach den vorliegenden Erkenntnissen den Anfangsverdacht einer Straftat verneint.

Dies bedeutet es liegen derzeit gegen die sechs in Gewahrsam genommen Personen keine Erkenntnisse über Straftaten vor. Die Ingewahrsamnahme der Personen erfolgt nur auf Basis des NRW-Polizeigesetzes und dem Hintergrund einer möglichen Gefahrenabwehr.

Diese Erkenntnisse legt die Polizei vor

Der seit knapp sechs Jahren als Gefährder eingestufte W. C., 30, aus Berlin, sei vor zwei Tagen in eine Dürener Wohnung zu einem zweiten Mann „R“ gezogen. „R“ ist ein 21-jähriger deutscher Konvertit, den das Polizeipräsidium Aachen als Gefährder einstuft, so der Leiter der Kriminalpolizei in Köln Klaus-Stephan Becker. Das die beiden Männer zusammenziehen werte die Polizei Köln so, dass dies die Gefahr, etwa eines Anschlages, erhöhe.

W. C. ist Deutsch-Libanese. Er sei, so Becker seit Jahren kein Unbekannter. Er habe mehrfach versucht in das Kampfgebiet des Islamischen Staates auszureisen, aber immer wieder gescheitert. Zum ersten Mal im Jahr 2012 versuchte W. C. über Ägypten zum IS zu stoßen. Dies misslang, wie auch 2014 der Versuch mit gefälschten Pässen zureisen. Die Kölner Polizei geht davon aus, dass W. C. zur Gruppe der multinationalen Berliner Dschihadisten Szene um Denis Mamadou Gerhard Cuspert und Mohamed Mahmoud Kontakt hatte. W. C. soll laut Kölner Polizei auch Kontakt in die Szene der Berliner Moschee des Vereins „Fussilet 33“ in Berlin-Moabit gehabt haben, in der auch der Attentäter auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz Anis Amri ein und ausging. 2016 soll W. C. dort als Vertretungsimam gewirkt haben. Im Jahr 2018 wollte sich W. C. einen Namen in der norddeutschen Salafistenszene machen. Das zeige so Becker, dass sich W. C. überregional bewegt habe. W. C. betreibt eine Akustik- und Trockenbaufirma, die in Köln auf einer Baustelle auf der Hohen Pforte eingesetzt ist. Dort arbeitet auch „R“.

W. C. und „R“ wurden heute morgen in der gemeinsamen Wohnung in Düren von Spezialeinsatzkräften festgenommen. Dabei wurde einer von ihnen am Kopf verletzt. Diese Verletzungen sollen bei leichten Abwehrreaktionen beim fixieren der Person entstanden sein. Die Polizei spricht von einer Berührung der Person. Ein Arzt sei hinzugezogen worden, der feststellte dass die Person in Gewahrsam bleiben kann. W. C. ist mit einer Frau verheiratet und hat mir ihr Kinder. Frau und Kinder sind in Berlin geblieben. Auch dort wurde heute Morgen deren Wohnung durchsucht.

Darum handelte die Kölner Polizei

Becker spricht davon, dass aktuell erlangte verdeckte Erkenntnisse, den Schluss zuließen, dass ein Anschlag unmittelbar bevor stehen könnte. Um sicher zu sein, haben die Beamten zwei Islamwissenschaftler hinzugezogen. Diese sollen diese Auffassung der Polizei geteilt haben, nachdem zwei Gespräche ausgewertet wurden. Dort sollen Formulierungen gefallen sein, dass man plane die höchste Stufe des muslimischen Glaubens zu erreichen. Die Polizei und Islamwissenschaftler interpretieren dies als Synonym für einen „Selbstmordanschlag“. Becker sagt er habe keine Möglichkeit gesehen sich in langwierigen Ermittlungen zu verlieren, sondern handeln müssen.

„R“, der deutsche Konvertit habe ebenfalls überörtliche Kontakte unterhalten und werde auch vom Verfassungsschutz als radikalisierter junger Konvertit eingeschätzt. Er engagiere sich erst seit relativ kurzer Zeit in der islamistischen Szene, zeige aber verbal eine hohe Gewaltbereitschaft und habe eine Affinität zu Waffen. Laut Becker habe „R“ den Treueeid auf den Islamischen Staat abgeleistet. Damit verbunden sei die Zusage jede Handlung für den IS auszuführen. Eine Ausreise ins Kampfgebiet des IS sei am Düsseldorfer Flughafen gescheitert

Die Durchsuchung der Kölner Baustelle

Es handele sich, so die Kölner Polizei um eine größere Baustelle in der Kölner Innenstadt. Das Unternehmen von W. C. habe dort nicht alleine gearbeitet, sondern viele Unternehmen seien dort tätig. Alle dort Arbeitenden wurden polizeilich befragt. Das Unternehmen von W. C. arbeitete dort in einem, so schätzt es die Kölner Polizei ein, kleinen Bereich. Andere am Bau tätigen Arbeiter sprachen davon, dass die Firma von W. C. dort „auffällig“ lang arbeitete. Daher sei dieser Bereich von der Polizei mit einem Sprengstoffspürhund untersucht worden. Der Hund habe „angezeigt“. Jetzt wird diese Stelle von der Brand- und Sprengschutz Tatortgruppe des LKA untersucht. Daher gebe es auch weiterhin Absperrmaßnahmen in der Kölner Innenstadt.

Auf der Baustelle wurden zwei weitere Personen „K“, 20 und „S“, 21, in Gewahrsam genommen. Beide haben für W. C. gearbeitet. Es handele sich um zwei deutsche Konvertiten im Alter von 20 und 21 Jahren. Beide hätten starke Bezüge zur islamistischen Szene. Das die „Glaubensbrüder“ es für eine gute Idee hielten, dass einer von ihnen nach dem Abitur Chemie studieren wolle, gilt der Kölner Polizei als weiteres Indiz.

Insgesamt durchsuchte die Polizei in NRW sieben Objekte. In der Dürener Wohnung wurden keine Schusswaffen gefunden, aber Baseballschläger und nicht für eine Wohnsituation übliche Messer. Insgesamt beschlagnahmten die Beamten 20 Mobiltelefone, externe Computer-Festplatten, 3 Laptops und einen Router. Die Polizei spricht zudem von einem „Versteck“ in dem eine Flasche mit undefiniertem Inhalt gefunden worden sei.

Auswertung beginnt jetzt

Die Beamten wollen jetzt die Datenträger auswerten. Die vielen gefundenen Mobiltelefone sprechen für ein konspiratives Auftreten und Agieren der handelnden Personen. Becker sagt, die Gesamtschau der aktuellen Erkenntnisse, wie das zusammenziehen von W. C. und „R“ zeige dass die Männer bereit waren einen Anschlag zu begehen. Daher sei die Polizei Köln zum Handeln gezwungen gewesen. Becker spricht von einem alternativlosen Einsatz: „Hier hat Gefahrenabwehr Vorrang vor Strafverfolgung.“

Die Polizei lässt durch einen Haftrichter prüfen die 6 Personen unter Ausnutzung des neuen NRW-Polizeigesetzes länger in Gewahrsam zu behalten. Es sei fatal, so die Beamten, wenn die Beschuldigten in der Phase der Auswertung auf freiem Fuß und nicht in polizeilicher Obhut wären. Die Polizei stellt allerdings auch fest, dass es keine konkreten Hinweise auf einen Anschlag, einen Tatort oder Tatmittel gebe.

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Deutscher Konvertit wird als Gefährder eingeschätzt
12:10 Uhr > Nach Recherchen von „WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung“, soll sich die Razzia der Ermittlungsbehörden heute Morgen gegen einen Konvertiten zum Islam handeln. Dieser wird als „Gefährder“ eingestuft. Er soll vernetzt sein mit Personen, die im Verdacht stehen zu einer radikalislamischen Szene in NRW, Hessen und Berlin zu stehen. Eine richterliche Anordnung soll vorliegen. Am Vormittag durchsuchte die Polizei eine Baustelle in Köln. Diese soll stillgelegt sein. Die Öffentlichkeit will die Polizei ab 13 Uhr informieren. 

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8:38 Uhr > Weitere Details wurden zunächst nicht genannt. Die Maßnahmen dauerten noch an. Die Polizei will im Laufe des Donnerstagvormittags über Einschätzungen zur Gefahrenlage informieren sowie erste Ergebnisse aus den Durchsuchungen vorstellen.

Autor: dts, ag