Köln | Medienwirksam ließen die Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) heute vor der Lanxess Arena Staub aufwirbeln und Feinstaub und Stickoxide produzieren. Sie präsentierten ihre neue Kehrmaschine Ravo Hygion im Testbetrieb als das Nonplusultra für saubere Luft in Köln. Das neue Gerät kann Feinstaub sammeln. Aber mit ihrem Dieselmotor produziert es auch Feinstaub und Stickoxide. Ähnlich wie der grüne Ministerpräsident in Baden Württemberg, lobte auch Kölns grüner Umweltdezernent Rau die Dieseltechnologie. Eine Frage bleibt allerdings offen: Warum schafft die AWB nicht elektrische Kehrmaschinen an und sorgt so mit Ökostrom vom städtischen Energieversorger gleich von Beginn an für Feinstaub- und stickoxidfreie Luft?

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Aber noch einmal zurück. Umweltdezernent Rau sagt, in Köln wäre ja alles gar nicht so schlimm mit dem Feinstaub, da es nur wenige Tage wären, an denen die Grenzwerte für Feinstaub überschritten werden. Dabei verschweigt er, dass an den Messstellen des Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (Lanuv) nur die Werte für PM 10 gemessen und öffentlich dargestellt werden. Rau lobt die neue Maschine und fügt an, dass man aber noch gar nicht wisse, was die Stadt die neue Maschine koste. Den Anschaffungspreis nennt die AWB auch nicht. Rau sagt, man sei mit der Dieseltechnik mit der die Maschine durch die Innenstadt fahre, gut aufgestellt.

Die Maschine hat einen Tank für 120 Liter Diesel. Sie fährt mit Diesel. Die Schadstoffklasse ihres Motors ist Euro 6. Wie viel die Maschine an Kraftstoff pro 100 Kilometer benötige und was sie an Schadstoffen ausstößt wusste man zumindest in der Presseabteilung der AWB heute nicht. Aber immerhin wusste man, dass die Maschine bei 1.000 Betriebsstunden – also in einem Jahr – 300 kg Feinstaub pro Jahr maximal herausfiltern könne. Nach Angaben des Herstellers.

Die neue Maschine, von der Köln nun eine, so wie Münster und Berlin und Duisburg zwei Stück besitzen, kann in ihrem Schmutzfangbehälter Feinstaubpartikel der Größe PM 10 und PM 2,5 auffangen. Dazu werden die Partikel aus dem Luftstrom der Maschine elektrisch geladen und an einer Kollektorplatte gesammelt. Auf der Kollektorplatte entstehen dann größere Staubpartikel. Die AWB betonen, dass die Maschine absolut sicher und vom TÜV abgenommen sei.

Eine Berechnung vor Anschaffung der Maschine, wie viel Schadstoffe sie selbst produziert und wie viel sie herausfiltert scheint es bei der AWB nicht gegeben zu haben und Kölns Umweltdezernent Rau scheint dies von dem städtischen Unternehmen nicht eingefordert zu haben. Dabei sagt man bei der AWB, dass man bereits elektrisch betriebene Kehrmaschinen im Einsatz habe. Auch Kehrmaschinen die mit Gas betrieben werden.

Einsatz in der Innenstadt

Nach dem Handout soll die neue Maschine, so die AWB, auf den Hauptverkehrs- und Ausfallstraßen der Kölner Innenstadt wie Innere Kanalstraße oder der Nord-Süd-Fahrt, bei der Eventreinigung und auf Parkplätzen zum Einsatz kommen. Also in der Innenstadt und im linksrheinischen Köln. Auf die Frage ob dies in Köln die am stärksten mit Feinstaub belasteten Orte seien, erklärt die AWB mündlich, dass die Maschine auch am Clevischen Ring zum Einsatz kommen solle.

Was ist mit den elektrischen Alternativen?

Dabei gibt es durchaus elektrische Alternativen. Wie etwa die Bucher CityCat 2020, eine Maschine für den zwei Meter Bereich. Der Hersteller spricht sogar davon, dass die Betriebskosten um 75 Prozent unter denen herkömmlicher Dieselmaschinen lägen. Und nicht weit von Köln in Herne ist die Maschine wie die „WAZ“ berichtete bereits im Einsatz. Die CityCat ist übrigens für einen Betrieb von acht Stunden und ihre Batterie auf eine Lebensdauer von rund 10.000 Betriebsstunden, also rund 10 Jahre ausgelegt. Auch in Münster ist die Maschine bereits im Einsatz und wird dort im Regelbetrieb getestet. Die Maschine kann laut Hersteller acht Stunden ohne Aufladen betrieben werden, dann muss sie wieder für zwei bis drei Stunden an die Steckdose. Die Maschine kostet rund 350.000 Euro soll aber über den gesamten Lebenszyklus günstiger als mit Diesel betriebene Maschinen sein.

Auch kleinere elektrische Kehrmaschinen gibt es und diese sind auch in internationalen Metropolen wie Paris im Einsatz, etwa die 500ze von Green Machines. Mit einer Doppelbatterie hält sie sogar laut Hersteller 11 Stunden. Und so bleibt die Frage, wäre es nicht langfristig sinnvoller Maschinen zu überprüfen, die weniger Emmissionen, zumindest wenn sie mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben werden zu testen, als Technik, die ihre eigenen Schadstoffe wieder einsammelt?

Autor: Andi Goral
Foto: Die neue Diesel-Kehrmaschine der AWB