Köln | Am heutigen Dienstag hat die Stadt Köln ein weiteres Projekt zur Flüchtlingsunterbringung vorgestellt. Ein Bürogebäude an der Oskar-Jäger-Straße im Stadtteil Braunsfeld wird ab der kommenden Woche mit bis zu 105 Flüchtlingen belegt.

Die rund 1200 Quadratmeter Nutzfläche umfassende Immobilie wurde bis Ende 2016 von der Wall AG genutzt. Die ist inzwischen mit ihrer Kölner Dependance ein paar Meter weiter in ein anderes Bürogebäude gezogen. Einige der Bediensteten waren am heutigen Dienstag an ihre alten Wirkungsstätten gekommen, um zu sehen, wie sich ihr früherer Arbeitsplatz verändert hat. „Die meisten zeigten sich begeistert“, berichtete Gesa Bokranz vom Kölner Amt für Wohnungswesen.

Und tatsächlich ist den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Kölner Amtes ein Vorzeigeprojekt gelungen. Aus den Büros wurden Wohneinheiten in zwei Standard-Größen sowie eine Gemeinschaftsküche pro Etagentrakt. Bis zu neun abschließbare Wohneinheiten kommen so in einem Trakt zusammen. Die werden nun ab der kommenden Woche nach und nach mit Familien belegt, die vor allem aus der vormaligen Kfz-Zulassungsstelle an der Herkulesstraße umziehen werden.

Soziales Umfeld der Flüchtlinge soll erhalten bleiben

Die Gemeinschaftsküche muss für bis zu neun Familien reichen.

„Damit bleiben die Familien in ihrem inzwischen aufgebauten sozialen Umfeld, die Kinder in ihren Schulen und Kitas“, begründet Bokranz den Belegungsschwerpunkt. Zwar gebe es Ausnahmen und besondere Fälle, aber man achte bei der Belegung schon sehr stark darauf, notwendige Umzüge möglichst nicht von einem zum anderen Ende der Stadt durchzuführen. Die Belegung selbst wird innerhalb des Amtes nach Stadtbezirken organisiert, die wiederum mit dem Gesundheitsamt, den Bezirksjugendpflegern und anderen lokal vernetzten Trägern abgestimmt werden.

Die Wohneinheiten in dem neuen Gebäude selbst wirken größer als sie sind. Das mag an der fehlenden Küche und der eher spartanischen Inneneinrichtung liegen. Einfache Hochstellbetten, ein schlichter Schrank, ein Tisch, mehrere Stühle, so die Basisausstattung der Wohnungen. Lediglich eine Wohneinheit ist barrierefrei zugänglich und verfügt über eine eigene Küchenzeile. Die Belegung dieser Wohnung unterliegt besonderen Auflagen.

Vielfalt und Kontinuität: DRK betreut die Einrichtung

Im Eingangsbereich befinden sich eine Rezeption, ein Gemeinschaftsraum und eigene Postfächer für die Bewohner.

Bei der Belegung selbst achtet die Stadt auf Vielfalt. „Wenn Kinder aus Syrien, Nigeria und Albanien zusammenkommen und miteinander spielen, sprechen sie Deutsch“, beschreibt Bokranz den Integrationsansatz. Die Familien, die hier unterkommen werden, sind keine Neuankömmlinge, sondern sind bereits mit ersten Integrationsmaßnahmen vertraut. Im Gegensatz zur Notunterkunft in der früheren Kfz-Zulassungsstelle haben sie an ihrer neuen Wohnanschrift aber eine abschließbare Wohnung und ein eigenes Bad, also deutlich mehr Privatsphäre als bisher.

Der neue Standort wird betreut vom Deutschen Roten Kreuz (DRK), die bereits mit der Betreuung der Notunterkunft in der Herkulesstraße beauftragt sind. Der vom Stadtrat beschlossene Schlüssel liegt bei einer Fachkraft für 80 Geflüchtete. Das bedeutet, dass für diesen Standort zwei Sozialarbeiter sich um die Belange der Menschen kümmern, jeweils mit anteiliger Stundenzahl.

Über den Gesamtpreis des Umbaus konnten die Verantwortlichen keine Angaben machen, da noch keine Schlussrechnung vorliege. Aus Kreisen des Wohnungsamtes hieß es jedoch, dass sowohl Planungs- als auch Baukosten unter dem ursprünglich vorgesehenen Kostendeckel geblieben sind. Geplant wurde der Umbau vom Architekturbüro Berglau, Eigentümer des Bürogebäudes ist die stadtnahe Logistikgesellschaft HGK.

Autor: bfl
Foto: Früher Büro, bald ein Wohnhaus für Flüchtlinge.