Köln | Die Ausstellungshalle XPost am Gladbacher Wall verwandelt sich an diesem Wochenende in eine riesige, begehbare Schatztruhe. Das Angebot an edlen Steinen, Mineralien, Fossilien, Kristallen, Achaten, Opalen und Heilsteinen ist beträchtlich: Über 60 Aussteller aus dem In- und Ausland haben ihre Schätze zu den „Kölner Edelsteintagen“ mitgebracht. Auch Schmuckliebhaber kommen auf ihre Kosten. Und ein paar Kuriositäten gibt es ebenfalls zu entdecken. Report-K Reporterin Julia Katharina Brand schaute sich um.

Wie die riesige Skelett-Pranke am Stand von Peter Griss, die die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich zieht. „Das ist die Tatze eines Höhlenbärs aus Russland, sie ist einige hunderttausend Jahre alt, aus dem Pleistozän“, erklärt der Edelstein- und Fossilienhändler aus Köln. Preis: 520 Euro. Mindestens genauso beeindruckend: die Millionen Jahre alten Haifischzähne und handgroße, vollständig erhaltene Ur-Krebse, deren filigrane Gliedmaßen bis aufs kleinste Detail aus dem Stein herausgearbeitet wurden. Das absolute Highlight für Pänz: ein paar echte Dinosaurier-Knochen. Das Highlight für alle Edelstein-Fans: zwei fast anderthalb Meter hohe Amethyste. Preis: 9.000 Euro. „Solche Stücke findet man sonst nur in Museen“, weiß Claudia Blanken, Veranstalterin der Edelsteintage.

Die amtierende Edelsteinköniging Bettina Reiter (links) und Gemmologin Christine Stock teilen die Leidenschaft für die edlen Steine und wissen einiges zu ihrer Entstehung zu berichten.

Am gleichen Stand, aber um einiges kleiner, und unscheinbarer als die beeindruckenden Amethyste — ein Vivianit. Er ist gerade groß genug, um gut in der Hand zu liegen. Doch Kenner sind bereit ein kleines Vermögen für den Stein hinzublättern, der auch als „Blaueisenerde“ bekannt ist. Knapp 8.000 Euro ist er wert. Denn der Stein ist eine wirkliche Rarität aus Bolivien.

Was die Faszination an den Edelsteinen ausmacht, weiß ein Händler aus dem Allgäu, der am Nachbarstand Bergkristalle in allen Größen und Formen verkauft: „Die Steine sind nicht nur Deko, sondern ganz besondere, extreme Seltenheiten aus der Natur.“ Ein 250 Kilo schweres Bergkristall-Exemplar kann schon mal 38.000 Euro kosten. Bergkristalle entstehen unter enormer Hitze und Druck 40 Kilometer tief in der Erde, werden vom Magma geformt. Durch die Kontinentalbewegungen und die dadurch entstehenden Gebirgsfalten wurden die Steine im Laufe von Millionen von Jahren an die Erdoberfläche gedrückt und faszinieren die Menschen seit jeher. Edelsteinen sagt man eine Heilwirkung auf Körper und Geist nach. Auch wenn der Allgäuer Händler von Esoterik nicht allzu viel hält: dass die Millionen Jahre alten Steine aus dem „Bauch der Erde“ ein besonders starkes Energiefeld ausstrahlen, sei sogar physikalisch messbar. Die größten Abbaugebiete der Quarze finde sich in Brasilien. Doch auch in den Alpen gibt es Bergkristalle.

„Schmuck und Steine“: kostbare Edelsteine, Schmuck und Fossilien in allen erdenklichen Farben und Formen gibt es bei den Edelstein-Tagen in der XPost.

Die kostbaren Mineralien selbst aus dem Stein einer Mine auszuschlagen, ist in Deutschland aus Sicherheitsgründen mittlerweile fast überall verboten, weiß der Edelstein-Händler Hans-Peter Herzog. Nur im Erzgebirge und in Idar-Oberstein darf man das teilweise noch. Aus Idar-Oberstein kommt auch die 27-jährige Bettina Reiter. Die Rechtsfachwirtin ist die aktuelle „Edelstein-Königin“ (quasi das Pendant zur allseits bekannten „Weinkönigin“) und Repräsentantin der Deutschen Edelsteinstraße, eine rund 70 Kilometer lange Themenstraße entlang der Nahe.

In der Stadt in Rheinland-Pfalz befinden sich die in Europa einzigen für Besucher zugängliche Mineralien-Minen. Die Steine werden dort nicht nur in langer Tradition abgebaut, sondern auch zu Schmuck weiterverarbeitet. So wie der hellblaue Aquamarin, der gelbe Zitrin und der violette Amethyst, die die goldene Krone der Edelstein-Königin zieren.

Am Stand von „Herzblut“, einem Düsseldorfer Schmuckhersteller, schlägt das Herz von Fantasy-Fans höher: Hier finden sich Märchen- und Sagenfiguren als Schmuck verarbeitetet. Natürlich zusammen mit Edelsteinen. Alle Schmuckstücke sind Auftragsarbeiten, Unikate oder Kleinstserien, die der Familienbetrieb in Handarbeit herstellt. Das hat seinen Preis: ab 500 Euro aufwärts bezahlt der Märchenfan für diese ganz besonderen Schätze.

Doch auch für den kleinen Geldbeutel gibt es auf der Edelsteinmesse eine scheinbar unendliche Auswahl an Schmuck und edlen Steinen in allen erdenklichen Farben und Formen, zu deren Entstehung und Bedeutung die Händler und Gemmologen so einiges zu erzählen haben.

[infobox]Die Edelstein-Messe findet auch noch am Sonntag von 11-17 Uhr statt. Eintritt: Erwachsene 7 Euro, ermäßigt 6 Euro, Kinder bis 14 Jahre frei. Weitere Infos über edelsteintage-koeln.de.

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Autor: Julia Katharina Brand
Foto: „Dinoknochen“: Diese Pranke gehörte mal einem russischen Höhlenbär. Daneben: echte Dinosaurier-Knochen. Im Hintergrund zwei riesige Amethyste.