Köln | aktualisiert | Seit heute Abend gegen 21 Uhr ist in Köln-Ehrenfeld in der Vogelsanger Straße 230 ein leerstehendes Haus besetzt. Die Besetzer demonstrieren damit gegen eine verfehlte Stadtpolitik und sprechen von einer neoliberalen Verwertungspolitik der Stadt Köln, die nicht den Bedürfnissen der Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt entspräche. Die Besetzerinnen und Besetzer sprechen davon einen Kultur- und Sozialraum in einem leerstehendem Gebäude zu öffnen.

Viele Initiativen beteiligen sich

Die Besetzer schreiben an die Kölner Medien: „Heute Abend haben Unterstützer*innen von Kölner Wagenplätzen, Assata im Hof, des Autonomen Zentrums Köln (AZ), der Frauen der 1006, der Sozialistischen Selbsthilfe Mülheim (SSM) und anderer emanzipatorischer Projekte für Wohn- und Freiräume ein seit Jahren ungenutztes Haus in Köln-Ehrenfeld an der Vogelsanger Str. 230 besetzt. Noch am Abend finden Konzerte und eine Party statt. Auch für die kommende Tage ist dort ein vielfältiges Programm mit Vorträgen, Workshops und anderem geplant.“

Vorwürfe gegen die Stadt Köln

„Wir haben uns zusammengeschlossen, um gemeinsam gegen die verfehlte Stadtentwicklung aufzubegehren. Die neoliberale Verwertungspolitik der Stadt Köln entspricht nicht den Bedürfnissen ihrer Bewohner*innen, sondern priorisiert wirtschaftliche Interessen. Bezahlbarer Wohnraum wird zugunsten von Luxussanierungen oder Büroflächen aufgegeben und selbstorganisierte (Freiraum-) Projekte sollen an den Stadtrand verdrängt oder geschlossen werden, um Investitionsmöglichkeiten zu schaffen. Wir wehren uns gemeinsam gegen diesen Ausverkauf der Stadt.“, so die Aktivistin Petra Silie.

Verdrängung der Menschen

Die Besetzerinnen und Besetzer beklagen die stark ansteigenden Mieten in Köln, die immer mehr Menschen, vor allem Frauen in die Obdachlosigkeit trieben. Dagegen stünden auf dem Stadtgebiet Büro- und Wohnflächen leer. Auch die Zweckentfremdung von Wohnraum durch Plattformökonomien, die Wohnungen an Touristen vermitteln, wird angeprangert. Die Aktivistinnen sehen, dass der städtische Raum zum Mittel der Gewinnmaximierung missbraucht werde. Dabei gehe es nicht nur um den Wohnraum, sondern auch um soziale Projekte, wie sie eigentlich nur die Stadt und nicht das Dorf kennt. Viele selbstorganisierte, emanzipatorische Projekte in Köln, wie etwa die Bauwagenplätze, das AZ oder Assata im Hof, seien akut von Verdrängung bedroht.

Die Besetzerinnen nennen konkrete Projekte

Sie sehen den ältesten Bauwagenplatz an der Krefelder Straße „Wem gehört die Welt“ bedroht, weil sie davon ausgehen, dass die Stadt die Fläche verkaufen will. Der Bauwagenplatz „Osterinsel“ sei durch ein Bauvorhaben der Stadt Köln bedroht. Zudem befürchten die Bewohner den Abriss einer mit Asbest belasteten Halle in unmittelbarer Nähe. Die Vorschläge das Autonome Zentrum in den Grüngürtel zu integrieren, lehne die Stadt ab, so die Aktivistinnen und habe noch keinen adäquaten Alternativvorschlag unterbreitet. Dem Selbsthilfeprojekt Kat18 e.V., in dem seit über 30 Jahren Menschen wohnen und arbeiten, wurde von der LEG Immobilien AG der Vertrag gekündigt. Dies betrifft unter anderem den feministischen Raum „Assata im Hof“, der seit 2015 von Frauen, Lesben, Non-binary, Trans*- und Interpersonen (FLINT) für vielfältige politische Aktivitäten genutzt wird. Auch hier gibt es bisher keine Lösung.

Die Erklärung der Aktivistinnen endet: „Gerade in Zeiten der krisenhaften Entwicklungen in Bezug auf Wohnungsnot, Klimawandel oder den gesellschaftlichen Rechtsruck brauchen wir Freiräume der politischen Partizipation, an denen gesellschaftliche Alternativen entwickelt und erprobt werden können. Aus diesem Grund haben wir den Raum hier in der Vogelsanger Straße 230 einer allgemeinen Nutzung zurückgeführt.“

Autor: Von Redaktion