Köln | In der völlig überfüllten Aula der Kunsthochschule für Medien (KHM) startete am gestrigen Mittwochabend die Jahresausstellung „Rundgang 2018“. Nicht nur in der Hochschule am Filzengraben können die Besucher sehen und erleben, was der kreative Nachwuchs so alles auf die Beine stellt.

Dabei ist es auch in heutiger Zeit nicht einfach, von seiner Kunst zu leben. Gleich zu Beginn wies KHM-Rektor Prof. Dr. Hans Ulrich Reck in seinem Statement darauf hin, dass lediglich etwas mehr als drei Prozent der Künstler von ihrer Kunst leben können. Der überwiegende Teil macht Kunst als Nebenerwerb oder aus der puren Lust heraus.

Dennoch gab und gibt es einen großen Bedarf an Kunst in allen Formen, auch an deren Vermittlung. Mit der Jahresausstellung will die staatliche Hochschule auch in diesem Jahr wieder die Vielfalt künstlerischer Kreativität der geneigten Öffentlichkeit darbieten. Dazu nutzen die Verantwortlichen neben den Räumlichkeiten an ihrem Hochschulstandort in der Kölner Altstadt auch auswärtige Spielorte wie etwa die Kunsthalle Rhenania am Rheinauhafen, das Matjö in der Matthiasstraße oder ein Ladenlokal an der Pippinstraße. Hier findet am Wochenende unter anderem ein „Real Life Adventure Game“ statt.

Kunst – ein Studiengang für Idealisten und Romantiker

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Reck begrüßte in seiner Ansprache die rund 200 Gäste in der KHM-Aula mit einer ehrlichen Bestandsaufnahme seiner Fachrichtung. Nicht nur einmal habe er vernommen, dass Absolventen nach Abschluss ihres Kunststudiums mit den Worten kommentiert werden: „Sie tun mir Leid!“. Kunst im engeren Sinne meint das Ergebnis menschlicher Tätigkeiten, die nicht eindeutig durch Funktionen festgelegt sind, wie schon der Soziologe Niklas Luhmann ausführte. Obwohl aber die wenigsten von ihrer kreativen Schaffenskraft ihren Lebensunterhalt finanzieren können, sind Kunst und das Studium dazu wichtige, wenn nicht notwendige Bausteine einer offenen und kreativen Gesellschaft.

Während Rektor Reck in seiner Begrüßung über weite Strecken (er sagte auch bewegende Worte zur derzeitigen Flüchtlingsdebatte) ziemlich ernst klang, ließ es sein Prorektor Christian Sievers deutlich beschwingter angehen. Mit einem Augenzwinkern nahm er die typische Arbeitsweise von Künstlern auf die Schippe, um sich dann dem Thema „Drama“ zuzuwenden. Beides hat durchaus miteinander zu tun, denn letztlich funktioniert jede Kunst wie ein Drama, es bedarf einer „dramatischen Entstehungsgeschichte). Das beginnt mit einem Impuls, einer Idee, geht über die Steigerung, den Höhepunkt (Peripetie) und das retardierende (ins Gegenteil verkehrte) Moment seiner „Katastrophe“ („katharsis“) entgegen. Allerdings noch keine abschließende Anwort oder Patentlösung dafür, wann „etwas fertig ist“. Künstler brauchen diese Arbeitsweise, Aufgaben „auf den letzten Drücker“ zu erledigen, so Sievers weiter.

Wie in der Theorie auch liege das Künstlerische im Spannungsfeld von Leidenschaft und Pflicht, von Lust und Zwang. Am Ende einer künstlerischen Schöpfung stehe niemals das Gefühl, etwas Finales geschafft zu haben, sondern immer auch der Anfang für weitere Kreationen und Ideen. In Sachen Ökonomie sei nach den Worten von Reck die Idee einer freiwilligen Solidaritätsabgabe von Künstlern an Künstler gar nicht so uotpisch, schließlich gebe es dafür Beispiele wie etwa die Kölner Künstlern Mary Baumgarten. Die habe aus dem Erlös nach dem Verkauf ihrer Kunstwerke zehn Prozent an andere Künstler abgegeben. Würden alle Künstler mitmachen, könnte es zumindest der Kunst die so wichtige Basisförderung geben.

Bandbreite der KHM-Lerninhalte wird abgedeckt

Vor allem bewegte und experimentelle Kunst steht im Mittelpunkt der Jahresausstellung.

Analog zu den verschiedenen Fachrichtungen, die an der KHM angeboten werden, sind die verschiedenen Genres auf dem „Rundgang“ vertreten. Neben den Werken der Studierenden gibt es am Freitag unter anderem eine öffentliche Diplomfeier in der Aula. Dieser Raum wird eigentlich über die gesamte Zeit bespielt, werden hier insgesamt 49 Filme von Studierenden gezeigt, von der Dokumentation bis zu experimentellen Werken. Sämtliche Filme sind für das Publikum kostenfrei. Was den Verantwortlichen fast noch mehr bedeutet, ist der Austausch der Studierenden, Fachleute und den Zuschauern. Und so wird jede Filmvorführung zu einer anschließenden Debatte genutzt, die von Lehrkräften der KHM moderiert werden.

Diesen integrierenden Aspekt versuchen die Organisatoren auch durch allerlei Angebote zu betonen, ob durch einen Workshop zu Special Effects und Makeup, Performance Installationen, Lesungen oder Konzerte. Die Veranstaltungen starten täglich ab 14 Uhr und dauern bis in die Abendstunden an. Sämtliche Programmpunkte sind kostenfrei, auch für Nichtstudierende.

Autor: Ralph Kruppa
Foto: Am Filzengraben eröffneten die Verantwortlichen der Kunsthochschule für Medien am Mittwochabend die Jahresausstellung „Rundgang 2018“.