Köln | Das „Museum im Quartier“ (MiQua) vor dem Rathaus wird teurer als geplant. Außerdem wird es erst im 4. Quartal 2020 fertig gestellt sein statt wie geplant schon ein Jahr früher. Das ergab ein jetzt vom Kulturdezernat vorgelegter Prüfbericht.

Für einen Verzug von rund acht Monaten sind anderem aufwändige Betonstahlarbeiten verantwortlich. So musste an der Straße Unter Goldschmied eine Trägerbohlwand (auch „Berliner Verbau“) gebaut werden, um das Nachrutschen einer Böschung zu verhindern. Dies gestaltete sich aufgrund des historischen Baugrundes und wegen des extrem widerstandsfähigen Basaltbodens als äußerst schwierig und zeitintensiv. Aufwendiger als geplant war auch der Bau des sogenannten Sporns, der die Lastabtragung vom Erddruck der Straße gewährleistet: Über Monate mussten mehr als 100 Tonnen Stahl als Bewehrungseisen von Eisenflechtern um den L-förmigen Betonbalken verlegt werden.

Neuplanung wegen neuer erhöhter EU-Sicherheitsanforderungen

Aufgrund neuer erhöhter EU-Sicherheitsanforderungen mussten Eingang und die Räume für der Museumspädagogik im Spanischen Bau neu geplant werden. Dies betraf insbesondere die Schnittstellen von Elektrik, Heizung und EDV. Dies kostete zusätzliche vier Monate. Für die Abnahme und gegebenenfalls Mängelbeseitigung wurde ein Puffer von einem Monat eingeplant.

Außerdem wurden bei den Ausgrabungen am Historischen Rathaus an der Eckunterfangung des Hansasaals Schäden entdeckt. Diese entstanden offensichtlich schon in den 1970er Jahren durch schlampig ausgeführte Bauarbeiten. Folge: Risse und Senkungen. Diese Schäden konnten jetzt im Rahmen der anderen Betonstahlarbeiten fachgerecht saniert werden.

Herausragende archäologische Funde führten zu ersten Verzögerungen

Verzögerungen hatte es schon in der Anfangszeit während der archäologischen Ausgrabungen gegeben. Diese wurden allerdings positiv aufgenommen – waren die Ursachen doch zum Teil aufsehenerregende Funde, nicht nur aus der Zeit des jüdischen Ghettos.


Foto: ehu | Bei Ausgrabungen vor dem Rathaus gefunden: 1.000 Jahre alt ist dieser Ohrring aus 14-karätigem Gold, echten und Glasperlen.

Wenn der Bau des „Miqua“ mit dem oberirdischen Jüdischen Museum und dem unterirdischen Parcour durch 2.000 Jahre und 6.000 Quadratmeter Kölner Stadtgeschichte beendet ist, wird es an den Landschaftsverband Rheinland (LVR) als Träger übergeben. Anschließend sind sechs Monate eingeplant, um die Klimaanlage den Jahreszeiten entsprechend einzustellen und zu testen.

Die durch die Verzögerung entstehenden Mehrkosten in Höhe von rund 15,5 Millionen Euro wurden bereits im Juli vom Rat bewilligt. Die Gesamtkosten belaufen sich damit auf 77 Millionen Euro (inklusive fünf Prozent Risikoaufschlag).

Autor: ehu
Foto: Im August 2016 wurden die Ausgrabungen auf dem Rathausplatz mit Sand zugeschüttet, um sie vor dem Winterwetter zu schützen.