Köln | aktualisiert | Nordrhein-Westfalen (NRW) ist Stau-Land Nummer eins. Zudem verzeichnet NRW nicht nur die höchste Anzahl von Pkws – mit elf Millionen – sondern auch Lkws – knapp eine halbe Million. Das teilt die Bezirksregierung am heutigen Donnerstagvormittag mit. Zudem hat sich die Zahl der Staus in den letzten fünf Jahren um 60 Prozent erhöht. „Wenn wir das ändern wollen, dann müssen wir auch etwas dafür tun“, betont Regierungspräsidentin Gisela Walsken. Walsken spricht im Interview mit report-K über zukünftige Maßnahmen zur Entschärfung der Stausituationen im Regierungsbezirk Köln.

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170.000 Fahrzeuge täglich auf der A1

Im Durchschnitt sind 60.000 Fahrzeuge am Tag auf den Autobahnen in NRW unterwegs, sagt die Bezirksregierung Köln. Diese Zahl scheint zwar etwas niedrig, zu beachten sei aber auch, dass nicht alle Autobahnen in NRW täglich voll belastet sind wie zum Beispiel die A1. Spitzenreiter A1 kommt nämlich am Tag auf rund 170.000 Fahrzeuge, so die Bezirksregierung Köln. Die Prognose: weiterhin steigend. So sollen schätzungsweise bis zum Jahr 2030 der Pkw-Anteil um 14 Prozent und der Lkw-Anteil um sogar 38 Prozent steigen.

Stauursachen   

Verursacht werden Staus oftmals durch das Fehlverhalten eines einzelnen Fahrzeugs, sagt Regierungspräsidentin Walsken. Dazu zähle auch der spontane Spurenwechsel, der den nachfolgenden Verkehr zur Bremsung zwingt. Eine weitere Hauptursache für Staus auf den Autobahnen in NRW sind allerdings auch die vielzähligen Baustellen. 2013 gründete die Bezirksregierung Köln daher das Baustellenmanagement. Mitglieder sind neben dem Verkehrsministerium auch Verkehrsbehörden, Versorgungsträger, Vertriebs und Logistikverbände, Industrie- und Handelskammer, Handwerkskammer, örtliche Großunternehmen und Vertreter aus der Politik.

Baustellenmanagement

Ziel des Baustellenmanagements sei zunächst die Koordinierung von Baustellen. Überlagerungen von Baustellen sollen so vermieden werden. Eine neue Arbeitsplattform, die die bereits existierende Internetseite „Mobil-im-Rheinland“ um eine Planungsebene für Fachbehörden zur Abstimmung von Baumaßnahmen erweitert, soll die Abstimmung von Baumaßnahmen erweitern. Einbezogen werden in die Koordinierung: alle Autobahnen, Bundes-Landes-Kreisstraßen mit mehr als 25.000 Fahrzeugen am Tag, regionale Hauptstraßen mit mehr als 12.000 Fahrzeugen am Tag und die Schienenwege der Deutschen Bahn und der VRS. „Es geht darum frühzeitig zu Planen und zu schauen welche Baustellen notwendig sind, wer diese Baustellen einrichten möchte. Ein System wo alle Baustellen aufgenommen werden. Wir wollen darauf achten, dass sich die unterschiedlichen Arbeiten und Umleitungen nicht überlappen, um systematischer und koordinierter Vorzugehen“, erklärt Walsken im Interview mit report-K.

„Wer nicht koordiniert, darf nicht bauen“

Erst im Jahr 2013 soll festgestellt worden sein, dass die Baumaßnahmen in NRW und vor allem auch im Regierungsbezirk Köln unter den Baulastträgern nicht wirklich koordiniert wurde. Nur in Notfällen sei untereinander kommuniziert worden, erklärt Walsken. „Es wird also vermutlich noch etwas dauern, bis man Partner dazu bewegt, ihre Baustellen frühzeitig in ein System einzuspeisen“, betont Walsken. Die Bezirksregierung Köln erhofft sich durch das Baustellenmanagement, dass der Verkehr in NRW flüssiger und besser wird. „Wer nicht koordiniert, darf nicht bauen“, betont die Bezirksregierung Köln.

Auslöser des Baustellenmanagements: Leverkusener Autobahnbrücke

Auslöser für die Entstehung des Baustellenmanagements sei die Leverkusener Autobahnbrücke gewesen, erklärt Frank Bohlander, von der Straßenverkehrsbehörde Bezirksregierung Köln. Es musste eine Schrankenanlage gebaut werden, sonst wäre es zu einer Vollsperrung der Brücke gekommen – dies hätte ein Verkehrskollaps ausgelöst, betont Bohlander. Denn selbst nach dem Verbot von schwerem Verkehr über 3,5 Tonnen, sollen rund 150 Lkws pro Tag die Leverkusener Autobahnbrücke überquert haben.

Zwei aktuelle Beispiele der Baustellenkoordinierung

Als Beispiel für die Baustellenkoordinierung nennt die Bezirksregierung Köln folgende Baustellen: Sanierung Tunnel Grenzstraße – zwischen Zoobrücke und AK Köln-Ost – Baubeginn 2014 Stadt Köln: Zeitgleich war hier eine Deckensanierung mit Lärmschutz auf der A4 bei Köln-Merheim geplant. Diese beiden Maßnahmen hätten sich zeitlich und räumlich überlagert. Ergebnis des Baustelenmanagements: Die Sanierungsmaßnahmen erfolgen erst nach Abschluss (voraussichtlich Ende des Jahres) der Tunellbaustelle.

Während der Sperrung von Fahrstreifen aus dem Norden und Süden der A3 im Kreuz Köln-Ost im Zuge der Tunnelsanierung sind im gesperrten Bereich zwei Baumaßnahmen gleichzeitig durchgeführt worden: Beseitigung Unfallhäufungsstelle (Entfernung eines Brückenpfeilers im AK Köln-Ost in 2016) und der Bau einer Versuchsanlage der Bundesanstalt für Straßenwesen im Gelände des AK Köln-Ost (Beginn 2015).

Autor: Irem Barlin