Köln | Bis zum 17. November gastiert das Musical „The Book of Mormon“ im blauen Musical Dome und kitzelt nicht nur die Lachmuskeln der Zuschauer sondern massiert sie, garniert mit brilliantem Gesang und Choreographie. Vor allem Connor Peirson als Elder Cunningham und Nicole-Lily Baisden als Nabalungi begeistern nicht nur in der Nummer „Baptize me“. The Mormons are coming to Cologne und setzen mit ihrem ersten und exklusiven Deutschland-Gastspiel in Köln Akzente. Wen wundert es, hat das Musical ja schon mehr als 30 internationale Preise eingeheimst.

Das Musical ist einfach nur lustig. Dabei ist es absolut perfekt als Musical inszeniert. Eine aufwendige Bühnenshow, grandiose Stimmen, Top-Choreographie der Cast und emotional anrührend. Beim Betrachter stellt sich dennoch der Eindruck ein, den Machern von „The Book of Mormon“ ist nichts aber auch gar nichts heilig und sie machen sich sogar über das Genre Musical lustig. „The Book of Mormon“ ist auf Englisch und sprachliche Grundkenntnisse sollten vorhanden sein, um die Jokes zu verstehen und dem Plott zu folgen.

Die Story

Wir starten im Jahr 326 nach Christus mit dem Propheten Mormon und wie Mormons Sohn Moroni die goldenen Tafeln vergräbt, die Joseph Smith 1823 wiederentdeckt und ausgräbt. 10 Missionare beenden im Trainingszentrum ihre Ausbildung und wir erleben Elder Price bei der Vorstellung der richtigen Klingeltechnik. Die Paarungen für die Missionierung werden bekannt gegeben. Elder Price und Elder Cunningham werden, nein nicht ins Disneyland nach Orlando sondern nach Uganda geschickt. Abschied von den Eltern und Ankunft in Uganda, wo die beiden jugendlichen Missionare erst einmal ausgeraubt werden. Mafala Hatimbi ihr Kontaktmann erklärt ihnen, was Menschen in Uganda von Gott halten: „Hasa Diga Eebowai“. Übersetzt bedeutet dies F… y.. God. Die jungen Missionare treffen auf weitere Mitstreiter in ihren perfekt sitzenden weißen Hemden, schwarzen Hosen und Krawatten. Aber sie hatten bisher keinen Erfolg und niemand getauft.

Die Tochter Nabalungi von Mafala Hatimbi träumt von einem besseren Leben wie es ihr die Mormonen-Missionare beschrieben haben. Gesanglich einer der Höhepunkte wenn Nicole-Lily Baisden den Song „Sal Tlay Ka Siti“ vorträgt. Sie wird zum Türöffner für die jungen Missionare, nur Elder Price gab schon auf. Und so wird Elder Cunningham, der immer ein wenig tölpelartig auf der Bühne agiert, zum Held der Missionare. Allerdings schätzen die Dorfbewohner nicht die langweilige Darstellung aus dem „Book of Mormon“ und so phantasiert Cunningham eine neue Geschichte zusammen und mixt sie mit Science Fiction bis Herr der Ringe. Wunderbar ist „Spooky Mormon Hell Dream“, dem sich Elder Price mittlerweile ausgesetzt sieht, da er ja seinen Kompagnon im Stich ließ. Schöner und witziger kann die Hölle nicht dargestellt werden.

Elder Cunningham kann seine erste Taufe durchführen mit Nabalungi. Der Song „Baptize Me“, den die beiden auf die Bühne bringen ist einer der Höhepunkte der Show. Alle Dorfbewohner willigen ein und werden getauft. Ob des großen Erfolges seiner Missionstruppe in Uganda reist der Missionspräsident höchst persönlich an. Die Dorfbewohner inszenieren, wie sie die neue Religion aus der wilden Erzählung von Elder Cunningham verstanden haben. Auch dies ein absoluter Höhepunkt des Musicals, tänzerisch, optisch und gesanglich, aber auch von der Story. Natürlich gibt es ein Happy End… aber das sollten sich Musicalfans selbst gönnen.

Die Mormonen

In Europa sind die Mormonen weit weniger bekannt als in den USA, auch wenn sie hier ebenfalls für ihre Mission unterwegs sind. „In den USA hat jeder seine Geschichte mit den Mormonen, die an der Haustür klingeln. Ich bin in der Nähe eines ihrer großen Tempel aufgewachsen und habe oft auf den goldenen Engel auf dessen Spitze geblickt. Viele Freunde von mir waren Mormonen“, erinnert sich Clay.

Dabei nehmen die Mormonen die Show durchaus pragmatisch. „In den USA hatten wir häufig Missionare, die direkt vor dem Eingang die Show für ihre Zwecke genutzt haben und viele sind auch im Publikum gesessen. Sie haben viele Details ganz anders verstanden, als die anderen Besucher.“ Das sei auch direkt in Salt Lake City, dem Zentrum der Mormonen der Fall gewesen, sagt Clay.

Dagegen waren die Reaktionen bei der Tourproduktion in Europa ganz anders: „Da waren die Mormonen für die Menschen ein wenig wie Außerirdische mit einem verrückten Glauben“, berichtet Peirson. Das Stück vermittle durchaus harte Themen wie die Zwangsbeschneidung von Frauen oder Aids mit Humor. „Es ist der beste Weg, solche Themen anzusprechen, und Menschen zum Nachdenken anzuregen. Das Stück zeigt auch, welche Macht der Glaube hat, wenn es darum geht, Menschen wieder Hoffnung zu geben und sie Anteil an der Welt nehmen zu lassen“, sagt Clay.

Sehenswert

Bilder und Dialoge sind teilweise wirklich crazy ganz besonders für uns Europäer, etwa wenn ein toter Esel über die Bühne gezogen wird. Dazu die kitschigen Inszenierungen verschiedener Himmelszustände, die Klingelausbildung – aber wo bitte ist in Uganda die Klingel – Hobbits und Sätze wie „Jesus called me a dick“ machen den Abend unvergesslich. Selten so gelacht und so exzellente Schauspielerinnen und Schauspieler, Tänzerinnen und Tänzer, sowie Sängerinnen und Sänger auf der Bühne des Musical Doms in einem erlebt. Einfach ein Heidenspaß im Kölner Musical Dome.

[infobox]Noch bis zum 17. November im Musical Dome
Mehr Informationen: www.bb-promotion.com

[/infobox]

Autor: ag; step | Foto: Paul Coltas
Foto: Nicole-Lily Baisden als Nabalungi und Connor Peirson als Elder Cunningham begeistern bei der Nummer „Baptize me“.