Köln | Die Art Basel Miami Beach, Amerika-Ableger der Art Basel, ist die wichtigste Kunstmesse in den USA. Zugleich gilt sie als Party- und Promimesse schlechthin. Drei Kölner Galerien (Buchholz, Karsten Grewe, Nagel Draxler) waren in diesem Jahr in Miami vertreten, ein weiteres Dutzend kam aus Berlin. Wir fragten einen, der dabei war, wie es wirklich ist: Christian Nagel von der Galerie Nagel-Draxler (Köln, Berlin, München) direkt nach seiner Rückehr.

Was hat die Galerie Nagel-Draxler auf der Art Basel Miami Beach gemacht?

Christian Nagel: Wir hatten einen großen musealen Stand mit Mike Kelley, Rachel Harrison, Sayre Gomez, Egan Frantz, Mark Dion, Christine Wang und Luke Willis Thompson. Vom Tag der Eröffnung bis zum Schluss drängte sich eine große Anzahl von Besuchern durch die Kojen.

Wie war’s geschäftlich?

Die Verkäufe waren gut.

Eines der BUNTEn Blätter lichtete sie auf der Messe ab und untertitelte das Photo: „Christian Nagel und Saskia Draxler mit ihrer Entdeckung Sayre Gomez aus Los Angeles. Alle Werke waren sofort verkauft. Wahr oder falsch?

Wahr.

Sie waren nicht die einzige Kölner Galerie auf der diesjährigen Art Basel Miami Beach. Wie eng ist da der Austausch?

Die Tage, in denen sich die Galerien wirklich austauschten, liegen weit zurück. Karsten Greve ist bekannt, dass er mit keinem redet und mit Daniel Buchholz haben wir wieder ein gutes Verhältnis. 

Die Medienberichterstattung über die Art Basel Miami Beach 2019 kennt eigentlich nur ein Thema: Die Cattelan-Banane.

(Der italienische Starkünstler Maurizio Cattelan, der eigentlich schon seinen Rückzug vom Kunstgeschehen angekündigt hatte, war mit einer neuen Arbeit zu sehen: Eine mit einem Klebeband an der Wand befestigte Banane (sic), unter dem Titel „Comedian“. Das Werk wurde für 120000 US-Dollar von der Pariser Galerie Emmanuel Perrotin verkauft. Ein „Guerilla-Aktionskünstler“ verspeiste nach dem Verkauf „genussvoll“, d.h. vor allem langsam und medienwirksam, die Banane.)

War das „vor Ort“ auch das große Thema?

Piero Manzonis „Merda d’artista“ schlägt die Wahrhol’sche Banane von Maurizio Cattelan um Längen. Für uns kein Thema.

Sie selbst sind Galerist „schwieriger“ Kunst. Wie sehen Sie die Cattelan-Arbeit?

Die Banane ist keine schwierige Kunst sondern ein running Gag.

Ein Wort zu der Aktion

Boring (Langweilig)

Die Art Basel Miami Beach ist die wichtigste Kunstmesse in den USA. Für US-amerikanische Sammler gelte, so hört man, Big is beautiful, bigger is better, will sagen: sie bevorzugten große, auffallende Arbeiten. Wahr oder falsch?

Groß oder klein – gut muss es sein!

Spielt der aktuelle politische Kontext, spielt Präsident Trump eine Rolle?

Er taucht manchmal in den Bildern auf, eine Rolle spielt er aber nicht.

Sie selbst haben mit Christine Wang eine Künstlerin im Programm, deren Arbeiten ziemlich plakativ-direkt US-kritisch sind. Wie hat das US-amerikanische Publikum darauf reagiert?

Wir haben neun Arbeiten von Christine Wang in die USA verkauft.

Die Art Basel Miami Beach ist zugleich die wichtigste Messe für Galerien und Sammler aus Lateinamerika. Bekommen Sie da mit, was sich in der/den Kunst-Szene(n) in Lateinamerika tut?

Seit jähren beleidigt Donald Trump die Lateinamerikaner. Er ist nicht verwunderlich, dass sie der Art Basel Miami Beach fern bleiben und lieber die Messen in ihren Ländern besuchen.

Und nun das, was uns wirklich interessiert: Die Art Basel Miami Beach hat den Ruf eine „Party-Messe“ zu sein und ein Auftrieb von Stars, Schönen und Reichen. Was ist dran?

Nach wie vor geht in den chicen Hotels am South Beach die Post ab. Die meisten, die etwas in Miami zu erledigen haben, bleiben den Veranstaltungen aber fern.

Autor: Interview: Christoph Mohr