Deutschland bleibt Gerhard Richter-Land. Ob in Hamburg oder Berlin, in Hannover oder Dresden, überall sind in diesen Herbstwochen Arbeiten des Kölner Starkünstlers zu sehen.    

Hamburg

Von der Staatsgalerie Stuttgart kommend, ist vom 13. September 2019 bis zum 05. Januar 2020 in den Hamburger Deichtorhallen die Ausstellung „Die jungen Jahre der alten Meister: Baselitz – Richter – Polke – Kiefer“ zu sehen.

„Die Ausstellung bietet“, so versprechen die Ausstellungsmacher, „einen neuen und umfassenden Blick auf die frühen Werke der heutigen Malerstars. Jeder dieser Künstler hat auf seine Art die damalige ästhetische Vorherrschaft der Abstraktion überwunden und auf individuelle Weise das gesellschaftliche und politische Spannungsfeld der jungen Bundesrepublik in seinen Werken verdichtet.“

Kurator der Ausstellung ist Götz Adriani, langjähriger Direktor der Kunsthalle Tübingen, der auch altersmäßig ein Wegbegleiter der ausgestellten Künstler ist, was sich auch in den interessanten Interviews im Begleitkatalog (Sandstein Verlag, 48€) niederschlägt. Adriani war wohl auch einmal als Direktor des Museum Ludwig in Köln im Gespräch. Von Gerhard Richter werden Werke aus den Jahren 1962-69 gezeigt.

 

Hannover

Übermalten Photos, die in Gerhard Richters künstlerischen Schaffen eine wichtige Rolle spielen, widmet das Sprengel Museum in Hannover eine eigene Ausstellung. „Gezielte Setzungen: Übermalte Fotografie in der zeitgenössischen Kunst“ (Kurator: Dr. Stefan Gronert) ist bis zum 06. Oktober 2019 zu sehen.

Arbeiten von Gerhard Richter bilden zusammen mit einigen von Arnulf Rainer und Sigmar Polke gleichsam die Eingangssequenz der Ausstellung. Interessant zu sehen, dass Polke, der große Experimentator der deutschen Kunst, bereits zehn Jahre früher als Richter mit übermalten Photographien experimentierte.

Die Ausstellung ermöglicht auch den Vergleich mit den Arbeiten jüngerer deutscher Künstler, wie Florian Merkel (*1961), Peter Klare (*1969), Shannon Bool (*1972), Sabrina Jung (*1978), Anna Vogel (*1981) und Helen Feifel (*1983), die auf ihre jeweils eigene Weise Photo-Übermalungen  genutzt haben.

Berlin

In Berlin zeigt der Essener Kunstsammler Thomas Olbricht, ein wichtiger Richter-Sammler, in seinem eigenen Museum einen Teil seiner Richter-Arbeiten.

Der Arzt und Kunstmäzen besitzt u.a. sämtliche „Editionen“ Richers, also Arbeiten, die ein Künstler nicht als Einzelwerk (Unikat), sondern in mehrfacher Auflage produziert. Im Museum Folkwang Essen waren 2017 als Gesamtpanaroma des künstlerischen Schaffens Richters alle über fünf Jahrzehnte entstandenen, insgesamt 173 Editionen zu sehen.

Im Rahmen der Ausstellung „Kirchner – Richter – Burgert“ im Me Collectors Room Berlin (11. Sept. 2019 – 03. Januar 2029) liegt der Schwerpunkt der ausgestellten Werke auf dem Bild des Menschen als Motiv. In der Ausstellungsankündigung heißt es: „Sowohl Fotografien aus dem Familienalbum, als auch Pressebilder berühmter Persönlichkeiten dienen Richter als Vorlagen, um künstlerische Techniken auszuloten. Gleichermaßen greift er auf einige seiner gemalten Portraits und Bildnisse zurück, die er als Drucke oder Fotografien reproduziert. Ein prominentes Beispiel für diese Vorgehensweise sind die „48 Portraits“, die im me Collectors Room als Edition gezeigt werden. Die malerischen Vorlagen wurden 1972 im deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig gezeigt.“

Dresden

In Dresden, der Heimatstadt Richters, das auch das Gerhard Richter-Archiv unter Leitung von Dr. Dietmar Elger beheimatet, sind gleichsam in Dauerausstellung zwei Richter-Räume im Albertinum zu sehen. Zusätzlich bespielt das Gerhard Richter-Archiv noch bis zum 22. September 2019 einen weiteren Albertinum-Raum mit der kleinen Ausstellung „Gerhard Richter. Editionen, Entwürfe, Briefe, Materialien.“

Vom 05.10.2019 zeigt das Albertinum dann in einer großen Ausstellung einen weiteren Künstler, dessen Anfänge in Dresden liegen und der dann von Köln aus eine Weltkarriere machen sollte: Ralf Winkler, besser bekannt als A.R. Penck (1939-2017). („A.R. Penck: „Ich aber komme aus Dresden (check it out man, check it out)“ Staatliche Kunstsammlungen Dresden; bis bis 12. Januar 2020)

Von Dietmar Elger erschien im DuMont Verlag Köln im letzten Jahr das Buch „Gerhard Richter, Maler“.

Ein neues Richter-Fenster

Wie zu hören, arbeitet Gerhard Richter selbst derzeit an einem neuen Projekt, Fenstern für die Benediktinerabtei Tholey im Saarland.

Tholey gilt als das älteste Kloster in Deutschland; erstmals wurde es bereits im Jahr 634 erwähnt. Im Mittelalter waren weite Teile des heutigen Saarlandes der Abtei Toley tributpflichtig. 1793 wurde das Kloster nach Zerstörung durch die französische Revolutionstruppen aufgehoben. Erst seit 1949 gibt es an diesem Ort wieder ein aktives Benediktinerkloster.

Richter arbeitet an drei großen Kirchenfenstern für die gotische Abteikirche. Er schließt damit an das an, was seine größte Arbeit in Köln ist: Das 2007 eingeweihte, große abstrakte Richter-Fenster im Kölner Dom.

Autor: Von Christoph Mohr