Interview mit Elke Kuhlen, der Festivalleiterin der c/o pop

Wie erleben Sie die aktuelle Situation im Lockdowns bei den Klubs und Künstlern?

Elke Kuhlen: Für die Klubs ist die Situation extrem bitter. Da hoffe ich, dass sich möglichst viele Klubbetreiber die angebotenen Hilfen auch angenommen haben. Viele warten jetzt darauf, dass es nach der langen Zeit endlich wieder losgeht. Ich hätte selbst nie gedacht, dass wir auch die c/o pop 2021 noch digital machen werden. Jetzt hoffe ich, dass 2022 wieder alles live und vor Ort in den Klubs stattfindet. Bei den Künstlern ist die Situation vor allem bei den Newcomern schwierig, die viel Vorbereitung in ihre Musik investieren und jetzt oft nicht zum Zug kommen.

Was ist bei der zweiten digitalen Ausgabe der c/o pop anders als im Oktober 2020?

Kuhlen: Wir haben uns die erste Ausgabe genau angeschaut und gesehen, dass sich bei der digitalen Ausgabe die Zielgruppe verändert hat. Es waren mehr jüngere Leute online dabei, als dies noch in den Vorjahren bei den Klubkonzerten vor Ort der Fall war. Dementsprechend haben wir unser Programm auch angepasst und verändert. Es gibt zudem ganz praktische Dinge wie die Anfangszeiten der Streams, bei denen wir aus dem Vorjahr gelernt haben.

Wie fällt die Bilanz der ersten digitalen Ausgabe aus?

Kuhlen: Für uns war das eine ganz neue Erfahrung. Wir sind es gewohnt, Konzerte zu organisieren und jetzt bei der digitalen Ausgabe ging es darum, Filme ins Netz zu stellen. Bei den Clickzahlen hatten wir bei der Premiere noch keine großen Erwartungen. Diese sind aber deutlich besser gewesen, als wir das vorab vermutet hätten.

Wird es in Zukunft bei der c/o pop ein eher hybrides Format geben?

Kuhlen: Bei den Wortbeiträgen im Conventionbereich werden Onlineformate sicher auch im kommenden Jahr eine größere Rolle spielen. Dann muss man nicht unbedingt Referenten aus Übersee einfliegen lassen und kann sie digital dazuschalten. Bei der Musik gibt es für das Liveerlebnis keinen adäquaten digitalen Ersatz. Da könnte man aber Auftritte aufzeichnen oder spezielle Inhalte wie Workshops, Filme oder Interviews ins Netz stellen und so das Ganze nach hinten verlängern.

Wie lief die praktische Umsetzung ab?

Kuhlen: Wir haben einige Sachen schon vorab produziert, wie das Konzert mit Elif im Berliner Columbia-Theater. Das ist ein sehr gefühlvolles Set mit einer Künstlerin, die sich deutlich weiterentwickelt hat, geworden. Es gibt besondere Erlebnisse wie den Auftritt von Chilly Gonzales vor leeren Betten, für den wir hier in Köln ein Bettenhaus gefunden haben. Bei Ok Kid gibt es ein Konzert auf dem Dach und mit Lari Luke erhält man Einblicke in einen Hundesalon. Mit der Kölner Band Bukahara gibt es eine Schnitzeljagd und Mine nimmt die Zuschauer mit in die Welt der Tiny Trees. Diese zweite digitale Ausgabe hat uns die Chance gegeben, dass Künstler sich an Orten präsentieren konnten, die sie sich schon immer gewünscht haben. Wir haben zudem Wert darauf gelegt, auch popkulturelle Themen jenseits der Musik anzubieten.

Wie kann ich mir das Festival anschauen?

Kuhlen: Das ist ganz unkompliziert und kostenlos. Für die Convention geht man einfach ab 12 Uhr online, die Konzerte beginnen ab 17.30 Uhr. Den Zeitplan dafür gibt es auf unserer Homepage. Manche Beiträge kann man auch noch nach dem Termin abrufen.

Wie schwer ist es, so ein Festival zu finanzieren und wie waren die Reaktionen der Künstler?

Kuhlen: Ganz zentral sind öffentliche Fördermittel, die wir bekommen, weil wir junge Bands unterstützen und ihnen eine Plattform für Auftritte geben. Dazu kommen dann alte Bekannte wie OK Kid oder Chilly Gonzales. Gerade die Newcomer waren der froh, dass sie sich und ihre Musik präsentieren können und dass sie dafür auch eine Gage bekommen. Aber auch den Etablierten haben unsere Onlineformate Spaß gemacht, auch wenn man hier anders als beim Liveauftritt kein direktes Feedback des Publikums bekommt.

Autor: Von Stephan Eppinger
Foto: Das Archivfoto zeigt Elke Kuhlen im Jahr 2019