München | aktualisiert | Der erste deutsche Patient mit dem neuartigen Coronavirus 2019-nCoV hat sich vor seiner Erkrankung selbst nicht in China aufgehalten. Stattdessen habe er sich offenbar bei einem chinesischen Gast seiner Firma im Landkreis Starnberg angesteckt, teilten die Behörden am Dienstagvormittag in München mit. Bei dem Patienten handelt es sich demnach um einen 33 Jahre alten Mann. Der erste deutsche Coronavirus-Patient wohnt im Landkreis Landsberg. Das sagte Andreas Zapf, Präsident des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit am Dienstag. Da der Patient wohl mindestens ein Kind in einem Kindergarten habe, sei auch dieser in die aktuellen Maßnahmen einbezogen, deutete Zapf an.

Er hatte am vergangenen Dienstag an einer Schulung in seiner Firma teilgenommen, bei der auch eine aus Shanghai stammende Chinesin anwesend war. Diese hatte kurz vor ihrer Reise nach Deutschland Besuch aus der Region Wuhan gehabt. Der deutsche Patient soll nach dem Auftreten von Symptomen dennoch am Montag zur Arbeit erschienen sein.

Nach Angaben von Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) läuft die Kontaktpersonenermittlungen aktuell „auf Hochtouren“. Dabei gehe es um Personen, die mit dem deutschen Patienten oder der Chinesin Kontakt hatten, fügte der Präsident des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), Andreas Zapf, hinzu. Man nehme die Lage sehr ernst, sei aber gut vorbereitet, sagte Huml.

Dem Patienten gehe es gut, er sei in einem Münchner Klinikum isoliert. Eine Hotline für besorgte Bürger solle eingerichtet werden, kündigte die CSU-Politikerin an. Die aktuelle Coronavirus-Epidemie hatte ihren Anfang in der der chinesischen Millionenstadt Wuhan, der Hauptstadt der Provinz Hubei, genommen.

Die Zahl der Todesfälle durch das neue Virus stieg in der Volksrepublik auch zu Wochenbeginn weiter an. Bis Montagabend seien 106 Menschen dem Virus zum Opfer gefallen, teilten die chinesischen Behörden am Dienstag mit. Die Zahl der Infizierten betrage nun 4.515. Auch in der restlichen Welt breitete sich die Krankheit weiter aus. In Frankreich, Singapur, Vietnam, Südkorea, Thailand, Taiwan, Japan, Nepal, Malaysia, Australien, Kambodscha, Sri Lanka und den USA wurden bereits Infizierte festgestellt.

Drei weitere Mitarbeiter von Webasto in Bayern infiziert

In Bayern gibt es drei weitere bestätigte Coronavirus-Fälle. Auch diese Patienten seien Mitarbeiter der Firma Webasto an ihrem Sitz im Landkreis Starnberg, teilte das bayerische Gesundheitsministerium am Dienstagabend mit. Bei dem Automobilzulieferer arbeitet auch der erste bestätigte Infizierte, der Mann hatte sich bei einer Schulung durch eine Mitarbeiterin aus China angesteckt.

Auch die drei neuen Patienten sollen nun in der Münchener Klinik Schwabing stationär aufgenommen und dort medizinisch überwacht und isoliert werden, hieß es. Bei einigen weiteren Kontaktpersonen laufe derzeit ein Test, ob auch hier eine Infizierung mit dem Coronavirus vorliege, so das Ministerium. „Es wurden insgesamt rund 40 Mitarbeiter der Firma ermittelt, die als enge Kontaktpersonen in Frage kommen“, sagte Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) am Dienstagabend in München.

„Die Betroffenen sollen am Mittwoch vorsichtshalber getestet werden. Außerdem werden sie von der `Task Force Infektiologie` des LGL eingehend befragt“, so Huml. Weitere Einzelheiten will das bayerische Gesundheitsministerium und das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) am Mittwoch bekanntgeben.

Coronavirus: Webasto schließt vorübergehend Standort

Der Automobilzulieferer Webasto schließt aufgrund von insgesamt vier Fällen von mit dem Coronavirus infizierten Mitarbeitern vorübergehend seinen Stammsitz in der oberbayerischen Gemeinde Gauting. Die Maßnahmen zum Schutz der Belegschaft seien „aufgrund der neueren Entwicklungen ausgeweitet“ worden, teilte das Unternehmen am Dienstagabend mit. Bis zum 2. Februar werde der Standort Stockdorf geschlossen.

Zudem sollten bis zum 2. Februar keine Reisen von Mitarbeitern der Firmenzentrale in Stockdorf „an nationale und internationale Standorte“ unternommen werden, so der Automobilzulieferer weiter. Für China gelte diese Regelung für zwei Wochen. Außerdem werde ab Mittwoch das „systematische Testen von Kontakten der betroffenen Personen durch ein Ärzte-Team des Gesundheitsamts“ beginnen, teilte das Unternehmen weiter mit.

„Wir wissen aktuell von drei weiteren positiv getesteten Mitarbeitern und ermitteln gerade die Kolleginnen und Kollegen, die mit ihnen in Kontakt waren“, sagte Holger Engelmann, Vorstandsvorsitzender der Webasto Gruppe. Zuvor hatte der Automobilzulieferer bereits am Montag alle Dienstreisen nach und von China für mindestens zwei Wochen abgesagt und den Mitarbeitern am Standort Stockdorf freigestellt, diese Woche im Homeoffice zu arbeiten.

Autor: dts
Foto: Das Symbolfoto zeigt Landsberg am Lech in Bayern.