Düsseldorf | aktualisiert | Nach dem Coronavirus-Ausbruch in Italien rechnet NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann auch mit Infektionen in Nordrhein-Westfalen. „Mit einem Import von einzelnen Fällen auch nach Nordrhein-Westfalen muss gerechnet werden“, sagte Laumann der „Rheinischen Post“ (Dienstagsausagbe). Die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung bleibe aber derzeit weiterhin gering.‎ „Wenn ein Fall oder mehrere Fälle im Land auftreten sollte, sind wir gut darauf vorbereitet“, so Laumann weiter.

Das Ministerium verweist darauf, dass es in NRW-Krankenhäusern rund 1.900 Isolierbetten der Kategorie B gebe. Hier können Covid-19-Patienten versorgt werden. Der Chef des Apothekerverbands Nordrhein, Thomas Preis, sagte der Zeitung: „Die Apotheken sind gut auf einen Ausbruch des Coronavirus vorbereitet. In der Regel haben sie einen Wochenbedarf an Medikamenten vorrätig, Antibiotika sind für mehr als einen Monat vorrätig.“ Er sagte aber auch: „Mundschutz ist dagegen kaum noch zu bekommen. Die günstigen und wenig wirksamen Masken sind nahezu vergriffen. Die teuren und wirksameren Masken, die rund zehn Euro pro Stück kosten, werden von den Herstellern kontingentiert.“

Virologe kritisiert „gemächliche“ Coronavirus-Reaktionen

Der Virologe Alexander Kekulé hat die Reaktionen europäischer Behörden auf den neuartigen Coronavirus kritisiert. Diese gingen das Thema zu „gemächlich“ an, sagte Kekulé am Dienstag im Deutschlandfunk. Er habe „frühzeitig“ Einreisekontrollen gefordert, das sei nicht passiert und „daraufhin hat es dann Einschleppungen gegeben“.

Kekulé forderte nun anlässlich des Ausbruchs in Norditalien großflächig „jeden Fall“ in Europa zu testen, der „schwere Atemwegsinfektionen“ habe. Dies hatte der Virologe nach eigenen Angaben den europäischen Gesundheitsministern bereits vor zwei Wochen vorgeschlagen. „Darauf haben sich die Minister nicht geeinigt, und jetzt haben wir den Fall in Italien.“

Unterdessen kritisierte er auch die Einschätzung von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und seiner Behörden zur Gefährlichkeit des Coronavirus. „Vor allem ist es so, dass seine Behörden ja immer noch das Coronavirus harmloser als die Grippe darstellen.“ Das Virus sei für denjenigen, der die Infektion bekomme „zehnmal gefährlicher“ als die Grippe, so der Virologe.

Beim Coronavirus seien im Gegensatz zur Grippe auch die Risikogruppen noch unbekannt. „Das ist eine ganz andere Situation“, so Kekulé. Man habe auch keinen Impfstoff für den Coronavirus und „deshalb sehe ich das überhaupt nicht, warum man das bisher so auf die leichte Schulter genommen hat“.

Autor: dts