Berlin | Der Youtuber Rezo hat den Parteien vorgeworfen, Unterdreißigjährige zu diskreditieren. „Selbst wenn ein Unterdreißigjähriger sich auf Wissenschaftler und Experten beruft, antwortet die CDU mit Lügen und geht inhaltlich gar nicht auf Argumente ein“, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Woche“. Es gehe nicht darum, dass die Parteien sich zu wenig um Unterdreißigjährige kümmerten. Die CDU lädt ihn zum Gespräch ein.

„Der Punkt ist das respektlose und asoziale Verhalten“, sagte Rezo dem Magazin. „Wenn Politiker lügen, um die eigene Bevölkerung oder Teile von ihr schlechtzureden, dann muss man das doch kritisch sehen. Wenn irgendein Dulli mir auf der Straße zuruft, dass ich ein Spacken bin, dann ist das nicht cool.“

Aber wenn das hochrangige Politiker mit einem Teil der Bevölkerung machten, sei das absolut alarmierend. Eine Erklärung für dieses Verhalten sei, so Rezo, dass es „eine leichte Möglichkeit“ sei, „mit faktenbelegter Kritik“ umzugehen: „Das sieht man ja auch an Trump. Der ist mit dieser Masche in sein Amt gekommen. Er hat so viel Scheiße gelabert. Vielleicht haben da auch andere Politiker gemerkt: Ey, wir können einfach lügen und Bullshit reden, wir kommen damit durch.“ Der Youtuber sagte weiter: „Der beste Fall wäre: CDU und SPD wissen es nicht besser. Denen ist nicht klar, dass sie lebensverachtende und zukunftszerstörende Entscheidungen treffen.

Die unterschätzen das.“ Er könne auch nicht erwarten, „dass Politiker sich mal ein paar hundert Stunden Zeit nehmen, um sich in die Themen einzuarbeiten, so wie ich das jetzt gemacht habe. Aber vielleicht checken sie jetzt ja mein Video gegen und sehen, wo sie falsch liegen.“ Dann gebe es nur zwei Möglichkeiten: „Entweder ändern sie ihren Kurs, weil es eben völlig egal ist, ob wir jetzt eine ein Prozent höhere oder niedrigere Arbeitslosenquote haben, wenn die Welt untergeht. Oder sie sagen: Ich scheiß drauf und fahren weiter ganz bewusst diesen lebensverachtenden Kurs.“ Rezo fügte hinzu: „Wir, also die Unterdreißigjährigen, können nicht beeinflussen, dass CDU und SPD eine riesige Macht haben. Die Alten wählen die sowieso. Das ist klar. Das einzige, was wir machen können, ist also, dafür zu sorgen, dass sie weniger Stimmen bekommen.“

CDU-Generalsekretär lädt Youtuber Rezo zur Diskussion ein

CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak hat den Youtuber Rezo nach dessen Anti-CDU-Video zu einer gemeinsamen Diskussion eingeladen. „Ich glaube, wir haben eine große Verantwortung auch als CDU, nämlich zum Dialog“, sagte Ziemiak am Donnerstag dem Fernsehsender „Welt“. In über 70 Jahren in Deutschland habe man versucht, als Volkspartei unterschiedliche Strömungen zusammenzubringen.

„Und deswegen habe ich mich entschieden zu sagen: Rezo, komm vorbei und lass uns gemeinsam diskutieren.“ Er glaube zudem, dass das für viele junge Menschen, die das Video gesehen haben, noch spannender sei „als nur gegenseitig sich zugeschickte Videos anzuschauen“, so Ziemiak. Der Youtuber habe noch nicht zugesagt.

„Aber ich bin mir ganz sicher, wir kommen ins Gespräch“, fügte Ziemiak hinzu. Zur Kritik des Youtubers sagte der CDU-Generalsekretär, dass er dessen Quellen nicht bezweifle. Allerdings bildeten diese nur einen Teil des ganzen Bildes ab.

„Wenn man sich zum Beispiel die Situation junger Menschen in Deutschland anschaut, da spricht er über die Schere zwischen Arm und Reich. Aber ich finde, man muss auch alle Statistiken anschauen“, sagte der CDU-Politiker. Man müsse ein vollständiges Bild zeichnen. Das Anti-CDU-Video wurde bei Youtube mittlerweile mehr als 5,1 Millionen mal angeklickt.

Amthor verteidigt Nichtveröffentlichung seiner Antwort

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Philipp Amthor hat die Entscheidung der Bundes-CDU verteidigt, seine Video-Replik auf die Kritik des Youtubers Rezo nicht zu veröffentlichen. Man habe die Entscheidung gemeinsam getroffen, sagte Amthor dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Freitagsausgaben). „Bei mir zu Hause in Ostvorpommern macht man das so: Wir reden nicht übereinander, wir setzen uns an einen Tisch und sprechen miteinander.“

In Richtung seiner Kritiker fügte der CDU-Politiker hinzu: „Keine Sorge: Was Mut und Schlagfertigkeit angeht, habe ich an nichts eingebüßt.“ Sein Video sei „klasse“.

Klingbeil kritisiert CDU-Reaktion auf Youtuber Rezo

SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil hat der CDU vorgeworfen, von oben herab auf die Video-Kritik des Youtubers Rezo zu reagieren. „Eine ganze Generation zu beschimpfen wie die Union das tut, ist absolut daneben“, sagte Klingbeil den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Freitagsausgaben). Als Politiker müsse man Kritik aushalten können und sich der Debatte inhaltlich stellen.

„Youtuber haben riesige Reichweiten und berühren viele Leute mit ihren Themen“, so der SPD-Generalsekretär weiter. Es sei gut, dass junge Leute sich auf den Straßen bei den Schüler-Klimaschutzdemos von „Fridays for Future“ oder im Internet stärker in die Politik einmischten. Die Parteien müssten darauf reagieren und ihren Stil verändern.

„Die Art und Weise, wie wir Menschen ansprechen und Inhalte vermitteln, steht vor einem grundlegenden Wandel“, sagte Klingbeil den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Politik müsse überall dort sein, wo die Menschen seien, auch im Netz, so der SPD-Politiker weiter.

Autor: dts
Foto: Screenshot aus dem Video von Rezo „Die Zerstörung der CDU.“ am 23.5.2019, 13:19 Uhr.