Berlin | Grünen-Chef Cem Özdemir hat nach der Wahlniederlage seiner Partei in Nordrhein-Westfalen einen Kurswechsel in der Bildungspolitik angekündigt. „Belehrungen kommen gegen Erfahrung nicht an“, sagte Özdemir der „Welt am Sonntag“.

Gerade das längere gemeinsame Lernen, für das die abgewählte nordrhein-westfälische Schulministerin Sylvia Löhrmann stand, hält Özdemir für überdenkenswert: „Die Frage der Schulformen und das gemeinsame Lernen sind sicher wichtig, noch wichtiger allerdings ist, was innerhalb der Schulen passiert, wie wir sie ausstatten und wie durchlässig sie sind. Damit Kinder ihr Potenzial ausschöpfen können.“ Bei der Umsetzung der Inklusion forderte der Grünen-Spitzenkandidat für die Bundestagswahl von seiner Partei mehr Geduld. „Ein Mammut-Projekt wie die Inklusion braucht viel Zeit und Fingerspitzengefühl. Unser Ziel, die UN-Konvention umzusetzen, bleibt richtig, aber wir dürfen die Menschen nicht überfordern.“ Dabei sollten auch die Förderschulen in die Planung einbezogen werden. „Wir müssen den Prozess von unten her steuern: Wahlfreiheit für die Eltern, ein paralleles Angebot von Sonderschulen, darüber denken wir nach. Zusammengefasst: Wir müssen dringend Tempo rausnehmen.“ Die Förderschulen spielten im Wahlprogramm der nordrhein-westfälischen Grünen gar keine Rolle mehr.

Autor: dts