Düsseldorf | Die nordrhein-westfälische Landesregierung hat ein neues Programm zur Bekämpfung von Kinderarmut aufgelegt. Mit Unterstützung aus EU-Fördertöpfen stehen den Kommunen ab sofort bis zu acht Millionen Euro pro Jahr zusätzlich zur Verfügung.

NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann will damit einem Trend der vergangenen Jahre entgegenwirken. So ist in den vergangenen fünf Jahren der Anteil der Sozialleistungsbezieher bei den Minderjährigen mehr als doppelt so stark gestiegen wie bei der Bevölkerung insgesamt.

„Das bereitet mir große Sorgen. Wir können es nicht hinnehmen, dass es für junge Menschen immer schwieriger wird, sich aus prekären Lebensverhältnissen zu befreien. Daher müssen wir gerade für sie etwas gegen die Verfestigung von Armut und sozialer Ausgrenzung tun“, erklärte Laumann zur Vorstellung des Aktionsprogramms „Zusammen im Quartier – Kinder stärken – Zukunft sichern“.

Mit acht Millionen Euro pro Jahre an Programmzuschüssen ist das Volumen aber eher übersichtlich, liegen die Ursachen für Kinderarmut häufig in einer ganzen Reihe von Ursachen. „Wir fördern Maßnahmen für Kinder, Jugendliche und Familien, bei denen die Armut groß und die Perspektiven schlecht sind“, betonte der Minister. Im Fokus stünden Stadtquartiere, in denen besonders viele Kinder und Jugendliche Sozialleistungen wie etwa „Hartz IV“ beziehen, was in der Regel auf die Langzeitarbeitslosigkeit oder geringe Erwerbseinkommen von Eltern zurückzuführen ist. „Wir wollen den Menschen in benachteiligten Quartieren Chancen für eine bessere Zukunft geben“, so der CDU-Politiker.

Bedrohliche Entwicklung – unterschiedliche Ansätze

Dabei setzt er auf bessere Zugänge zu Beratungs-, Mitwirkungs- und Gesundheitsangeboten: „Ich denke zum Beispiel an sogenannte Quartiers-Kümmerer, die auf Heranwachsende zugehen und ihnen helfen, Widerstände zu überwinden und Übergänge wie den von der Schule in Ausbildung oder Beruf zu meistern. Auch Projekte, die etwa durch Sport oder ausgewogene Ernährung für ein gesundes Aufwachsen sorgen, können gefördert werden.“ Vor diesem Hintergrund sei das neue Aktionsprogramm auch eine notwendige und sinnvolle Ergänzung der Arbeitsmarkt- und Ausbildungsprogramme der Landesregierung.

Nach der neuesten Kurzanalyse zur Sozialberichterstattung des Landes ist bei den unter 18-Jährigen die Mindestsicherungsquote von 15,8 Prozent im Jahr 2011 auf 20,1 Prozent im Jahr 2016 gestiegen, während dieser Anteil bei der Bevölkerung insgesamt im selben Zeitraum von 10,2 auf zwölf Prozent angestiegen ist. Absolut ist die Zahl der minderjährigen Sozialleistungsbezieher in Nordrhein-Westfalen von 471.415 zum Jahresende 2011 auf 598.364 zum Jahresende 2016 gestiegen, so die aktuellen Zahlen zur Sozialstatistik.

Förderberechtigt sind in dem neuen Programm unter anderem Kommunen, Träger der Freien Wohlfahrtspflege, Sozialverbände, Kirchengemeinden, Selbsthilfegruppen, Sport- und Kulturvereine sowie Integrationszentren und -agenturen. Weitere Informationen zu diesem Programm finden sie auch im Internet unter der URL: www.zusammen-im-quartier.de.

Autor: bfl