Köln/Düsseldorf | Die letzten Zahlen zur Wohnungslosigkeit in der Nordrhein-Westfalen stammen vom 30. Juni 2019. Damals waren 46.610 Menschen in NRW als wohnungslos erfasst. Dabei dürfte es auch eine Dunkelziffer geben. Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales startete die Initiative „Endlich ein Zuhause“ und meldete dazu Zahlen für das laufende Jahr und die Einrichtung von zwei Kümmerer-Projekten in Aachen und Düren.

46.610 Menschen hatten am Stichtag 30. Juni 2019 in NRW keine Wohnung, im Jahr 2018 waren dies noch rund 44.434. Es handelt sich hier um Menschen die in der Statistik erfasst sind, die Dunkelziffer ist nicht bekannt. Etwa zwei Drittel der erfassten Personen sind männlich. Die Zahl der wohnungslosen Kinder stieg. So stellt die Wohnungsnotfall-Berichterstattung des Ministeriums für 2019 fest: In fast jedem vierten – exakt bei 22,4 Prozent – der wohnungslosen und kommunalrechtlich untergebrachten Haushalte leben Kinder. Im Vorjahr lag der prozentuale Anteil bei 20,1.

Die Kommunen bringen den Großteil wohnungsloser Menschen unter. Diese machen darauf aufmerksam, dass die Zahlen stiegen durch anerkannte Asylbewerberinnen und Asylbewerber oder Menschen die einen anerkannten Flüchtlingsstatus besitzen. Das Ministerium stellte fest, dass aufgrund der angespannten Lage auf der Wohnungsmarkt diese Menschen zunächst in den Asylunterkünften verbleiben und damit als wohnungslos gelten, obwohl sich an deren Wohnsituation zunächst nichts ändere.

Lange Verweildauer in Obdachlosenunterkünften

Es gibt einen Zusammenhang zwischen der angespannten Situation auf dem Wohnungsmarkt und der langen Verweildauer von Menschen ohne eigene Wohnung. So stellt das Ministerium fest: „Durch die Situation auf dem Wohnungsmarkt müssen die Wohnungslosen häufig länger in Obdachlosenunterkünften leben. Nach den neuesten vorläufigen Zahlen leben knapp die Hälfte der kommunal untergebrachten Wohnungslosen mehr als 24 Monate in diesen Unterkünften. Das bedeutet ein Anstieg um 10 Prozentpunkte.“

Die Landesregierung hob die Mittel zur Bekämpfung der Wohnungslosigkeit im Jahr 2020 auf 7,1 Millionen Euro an und verweist auf positive Ergebnisse der „Kümmerer-Projekte“. 20 „Kümmerer-Projekte“ haben binnen neun Monaten fast 1.500 Menschen aus der Wohnungslosigkeit geholt oder davor bewahrt, teilte das Ministerium am Freitag mit. Im Detail ergibt sich, dass 750 zuvor wohnungslose Menschen eine Wohnung fanden und 700 Menschen vor einem drohenden Wohnungsverlust bewahrt werden konnten. In Köln ist der SkF als „Kümmerer-Projekt“ angegeben, das auch in Zukunft gefördert wird.

„Dass wir fast 1.500 Menschen aus der Wohnungslosigkeit holen oder davor bewahren konnten“, so Minister Laumann, „ist ein großer Erfolg der Kooperation mit der Wohnungswirtschaft, die wir letztes Jahr verabredet haben. Dies zeigt, dass es richtig war, im Einsatz für wohnungslose Menschen neben Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern auch Immobilienfachleute einzubinden und dann eng mit den Wohnungsunternehmen zusammenzuarbeiten.“

Die 20 „Kümmerer-Projekte“ zu denen jetzt eines in Aachen und Düren dazukommen haben in diesem Jahr bis Ende September 2.700 Haushalte mit rund 4.000 Menschen beraten. In diesem Jahr konnten so 484 Wohnungen vermittelt werden und darunter waren 100 Haushalte mit Kindern in NRW.

Die Winterhilfe des Landes NRW für Obdachlose

Das Land NRW stellt zudem 340.000 Euro in der kalten Jahreszeit für Menschen ohne Wohnung und Obdach während der Corona-Krise zur Verfügung. Die Hilfen sollen unbürokratisch erfolgen, so das Ministerium. Mit den Mitteln sollen die freien Träger der Wohnungslosenhilfe Schlafsäcke und Rucksäcke beschaffen, aber auch Desinfektionsmittel und haltbare Lebensmittel. Das Ministerium schreibt weiter: „Auch ist es möglich, von der Landesförderung alternative Möglichkeiten für eine warme Übernachtung, zum Beispiel in beheizten größeren Zelten zu finanzieren, in denen dann die entsprechenden Hygienevorschriften und Abstandsregeln des Infektionsschutzes eingehalten werden können.“ In NRW gibt es mehr als 90 freie Träger der Wohnungslosenhilfe. Sozialminister Karl-Josef Laumann: „Gerade in der kalten Jahreszeit ist es wichtig, und erst recht unter Corona-Bedingungen, die Menschen, die kein eigenes Dach über dem Kopf haben, verstärkt im Blick zu haben und den Ärmsten der Armen in bewährter Weise unkompliziert zu helfen.“

Autor: red