Am Sonntag öffnet in Köln die Internationale Süßwaren-Messe für Fachbesucher ihre Pforten.

Köln | Popcorn in den Geschmacksrichtungen gesalzenes Eiweis und Bubble Tea oder Ernergieriegel mit extra Proteinen aus Grillenmehl – vom 27. bis zum 31. Januar präsentieren 1660 Aussteller aus aller Welt bei der Internationalen Süßwaren-Messe in Köln den Fachbesuchern ihre Neuheiten in Sachen Naschen. Dazu gehören auch die erste Ruby-Schokolade, gewonnen aus der Ruby-Kakaobohne, oder Bio-Chips aus Quinoa-Linsen mit Thai- oder Meersalzgeschmack. Neu bei der ISM sind zudem Hanfriegel oder Garnelen als Fruchtgummi.

Rund 30 Kilo Süßwaren werden konstant pro Kopf und Jahr in Deutschland durchschnittlich genascht. Das sind unter anderem 4,2 Kilo Speiseeis, knapp neun Kilo Schokolade, 5,2 Kilo Zuckerwaren und 4,1 Kilo Knabberartikel. Insgesamt werden pro Kopf im Jahr durchschnittlich 670 Kilo Lebensmittel verzehrt. Das teuerste Land für Süßwaren ist Norwegen gefolgt von Dänemark und der Schweiz, das billigste Land ist weiterhin Deutschland.

Zu den Trends im Süßwarenmarkt zählen in diesem Jahr Produkte mit Pflanzenproteinen und mit seit Jahrhunderten bekannten Zutaten wie Dinkel, Hanfsamen oder Birkensaft. Diese gibt es mit Gewürzen oder Gewürzmischungen wie Kurkuma, Pandan und Pumkinspice.

Gefragt sind verstärkt vegetarische und vegane Süßwaren und Knabberartikel. Dazu kommen salz- und fettreduzierte Produkte möglichst in Bioqualität und mit nachhaltig angebauten Rohstoffen. Hier gibt es auf der Messe und im Handel ein deutlich größeres und variantenreicheres Angebot. Der Anteil der zuckerfreien bzw. zuckerreduzierten Naschereien steigt stetig – so sind 90 Prozent der Kaugummis und 60 Prozent der Hustenbonbons ohne Zucker.

Insgesamt sind die Verbraucher bei Süßwaren deutlich wählerischer und bewusster beim Einkauf geworden. Das gilt insbesondere für die Qualität und die Herkunft der Produkte, hier spielen Fair-Trade-Produkte eine immer größere Rolle. Bei den Snacks wird immer mehr zu natürlichen Produkten wie zum Beispiel Edelnüsse gegriffen, als Alternative zu herkömmlichen Angeboten.

Zu den Zielen des Verbands der Süßwarenindustrie (BDSI) zählt es, den Anteil nachhaltig zertifizierten Kakaos auf 75 Prozent zu erhöhen. 2011 lag der Anteil bei nur drei Prozent. Bis 2017 wurde der Anteil auf 53 Prozent erhöht.

Zu den Sorgen der Süßwarenindustrie zählen gestiegene Kosten bei Rohstoffen wie Weizen, Kartoffeln, Vollmilchpulver und Butter bedingt durch die Dürre im vergangenen Jahr und den daraus resultierenden Ernteausfällen, die auch Futtermittel teurer gemacht haben. Gestiegen sind zudem die Energiekosten durch die notwendige Kühlung von Rohstoffen und Endprodukten in den heißen Sommermonaten.

Dazu bringen der zunehmende Fachkräftemangel und die Verknappung von Laderaum durch einen Mangel an Berufskraftfahrern Probleme mit sich. Dies führt zu steigenden Logistikkosten für die Industrie. Auch der drohende harte Brexit sorgt in der Branche für Verunsicherung. Das Land steht bei der Liste der wichtigsten Exportländer nach Frankreich an der zweiten Position – der harte Brexit könnte laut des Branchenverbands durch Umsatzeinbrüche bis 3000 Jobs in der Süßwarenindustrie kosten.

Diese Faktoren führen insgesamt zu einem geringeren Ertrag der produzierenden Unternehmen, aber auch zur teilweisen Weitergabe des Preisanstiegs vom Handel an die Endverbraucher, die fürs Naschen tiefer in Tasche greifen müssen. Weitere Preissteigungen zeichnen sich auch im laufenden Jahr ab. Trotzdem sind die Preise für Süßwaren und Knabberartikel immer noch deutlich niedriger als in anderen EU-Ländern.

[infobox]Zahlen

2018 wurden in Deutschland 3,7 Millionen Tonnen Knabberartikel und Süßwaren (plus ein Prozent) mit einem Wert von zwölf Milliarden Euro (plus 0,4 Prozent) produziert. 50 Prozent davon wurden ins Ausland exportiert. In der Branche sind 50.000 Mitarbeiter bundesweit beschäftigt.

Die ISM in Köln ist nur für Fachbesucher geöffnet.

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Autor: Von Stephan Eppinger