Köln | Die Kölner Industrie- und Handelskammer (IHK) will das „Betriebliche Mobilitätsmanagement“ (BMM) in der Region voranbringen und Unternehmen über Chancen informieren. Dazu gab die IHK eine Studie in Auftrag, die schon letztes Jahr abgeschlossen war, aber erst jetzt vorgestellt wurde. Betriebe sollten sich mit Themen wie Fahrradförderung, Job-Ticket, Elektromobilität, Car-Sharing und einer Flexibilisierung von Arbeitszeiten und -orten auseinandersetzen. Zudem sieht die Studie eine Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur und einen erhöhten Forschungsbedarf.

Die IHK stellt fest, dass täglich 329.000 Menschen nach Köln pendeln, 400.000 innerhalb von Köln beruflich unterwegs sind und mehr als 150.000 Kölner in die Region pendeln. Die Studie wurde von der B.A.U.M. Consult in Zusammenarbeit mit der Hochschule Rhein-Main erstellt und am 31. Oktober 2018 fertig, acht Tage vor der Entscheidung des Verwaltungsgerichts Köln, dass für Köln ein flächendeckendes Dieselfahrverbot forderte. Gegen die Entscheidung des Kölner Gerichts legte die Landesregierung NRW Berufung beim Oberverwaltungsgericht Münster ein. Die Studie der IHK basiert auf Literaturrecherche, einer standardisierten Unternehmensbefragung im Kammerbezirk Köln und qualitativen Experteninterviews.

Wenig Interesse der Unternehmen an der Befragung

Die Unternehmensbefragung, die online durchgeführt wurde, erbrachte zunächst einmal eine ernüchternde Zahl. Von 4.905 angesprochenen Unternehmen im Kammerbezirk nahmen nur 241 Unternehmen teil, dass sind gerade einmal rund 5 Prozent. Das legt den Schluss nahe, dass die Unternehmen wenig Interesse am Thema BMM haben. Die Studienmacher erklären dies damit, dass Mobilität nicht im Kernfokus der Unternehmen stehe. Denn eigentlich ist für die Qualität und Kontrolle der Infrastruktur, ob diese staatlich oder privat betrieben wird, in Deutschland der Staat verantwortlich und nicht die Unternehmen. Infrastruktur ist Teil der Daseinsvorsorge. Von den 241 Unternehmen, die sich an der Unternehmensbefragung beteiligten, war der Großteil aus dem Stadtgebiet Köln.

Von den befragten Unternehmen sehen 36 Prozent das BMM als Möglichkeit ihre Ökobilanz oder ihr Image zu verbessern. 29 Prozent können sich vorstellen damit ihre Infrastruktur vor Ort zu verbessern, vor allem das Parkplatzangebot. Ein weiterer Aspekt, den die Unternehmen im BMM sehen, ist die Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter zu erhöhen. Dazu gehören auch mögliche Maßnahmen: Wer als Unternehmen etwa den Fahrradverkehr fördern möchte, der muss über seine eigene Infrastruktur nachdenken und etwa Duschmöglichkeiten im Unternehmen anbieten. Bei zunehmender Elektromobilität benötigen Unternehmen eine Ladeinfrastruktur, damit Mitarbeiter ihre Fahrzeuge während der Arbeitszeit laden können. In der eigenen Organisation können sich Unternehmen mit BMM beschäftigen und etwa Lastenfahrräder einsetzen oder den Umgang mit Dienstreisen prüfen. Muss es immer der PKW sein, oder sind Angebote des ÖPNV nicht die schnellere Alternative?

Die Studienmacher und die IHK Köln stellen fest, dass BMM für Unternehmen jeder Größe geeignet sind und legen einen 5-Punkte-Plan und Maßnahmenschwerpunkte vor. So soll das Fahrrad, der Öffentliche Personenverkehr, die Elektromobilität, das Corporate Carsharing und flexible Arbeitszeiten und -orte gefördert werden. Nachhaltige Mobilität sei zu erreichen, indem regionale Mobiltitätspartnerschaften aufgebaut und unterstützt, Fortbildungsprogramme fortgesetzt und verstärkt, die Unternehmen beraten und Kooperationen aufgebaut werden. Zudem beklagen die Macher der Studie, dass die Datenbasis recht dünn sei und deshalb Wirkungen stärker analysiert und quantifiziert werden müssen.

Beratungsangebot zu BMM startet im März in der IHK

Die Vollversammlung der IHK beschloss schon im vergangenen Jahr eine Beratungsstelle für BMM einzurichten. Die soll ab 1. März ihre Arbeit aufnehmen. Dabei ist die Stelle zunächst auf zwei Jahre begrenzt. Unternehmen können sich zum BMM beraten lassen. Ab Mai will die IHK zusätzlich Mobilitätswochen anbieten. Unternehmen können in den „Mobilitätstestwochen“ unterschiedliche Mobilitätsangebote über mehrere Monate testen. Zudem bietet die IHK schon seit Jahren kleinen mittelständischen Unternehmen an für ihre Mitarbeiter das Jobticket-System zu nutzen. Denn der Verkehrsverbund Rhein-Sieg ermöglicht das Job-Ticket eigentlich erst für Unternehmen ab 50 Mitarbeitern. Derzeit nutzen 2.398 Unternehmen, die zwischen 2 und 49 Mitarbeiter eingestellt haben, dieJob-Tickets, die die IHK, bei der KVB vermittelt.

Autor: Andi Goral