Köln | Der Kölner Prüfkonzern TÜV Rheinland AG hat am heutigen Mittwoch auf seiner Bilanzpressekonferenz positive Geschäftszahlen vermeldet. Zwar schwächen sich die Steigerungsraten gegenüber den Vorjahren etwas ab, dennoch reicht es für einen erneuten Unternehmensrekord.

Demnach stieg der Umsatz des Konzerns um 2,8 Prozent auf jetzt 1,972 Milliarden Euro, ein Zuwachs von rund 54 Millionen Euro. Auch beim Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) gab es mit 130,6 Millionen Euro einen neuen historischen Höchstwert. Dabei erhöhte sich die EBIT-Rendite von 6,4 auf nunmehr 6,6 Prozent. In etwa stabil blieb das Investitionsvolumen mit einem Wert von 91,3 Millionen Euro.

„2017 war ein Jahr wichtiger Weichenstellungen. Seit drei Jahren legen wir den Schwerpunkt auf die Verbesserung der Profitabilität, das ist uns wichtiger als bloße Umsatzsteigerung. Dadurch können wir erhebliche Investitionen in wichtige Zukunftsmärkte und die Digitalisierung vornehmen“, erläuterte der Vorstandsvorsitzende der TÜV Rheinland AG, Dr.-Ing. Michael Fübi. Dies betrifft neben der IT-Infrastruktur und Software insbesondere die Entwicklung neuer Dienstleistungen für die digitalisierte Wirtschaft sowie Investitionen in Prüftechnologien für vernetzte „smarte“ Geräte und Produkte.

Entwicklung in den verschiedenen Geschäftsbereichen

Traditionell sind das Industriegeschäft, die Mobilität und die Produktprüfung mit jeweils rund einem Viertel die eigentlichen Kerngeschäftsfelder des Prüfdienstleisters. Erneut gut war die Umsatzentwicklung 2017 im Geschäftsbereich der Produktprüfung. Der Umsatz stieg um ein Prozent auf 524 Millionen Euro. Der Geschäftsbereich Mobilität erwirtschaftete einen Umsatz von 508 Millionen Euro (+4,4 Prozent).

Im Industrieprüfgeschäft sank der Umsatz leicht um 3,4 Prozent Umsatz auf 503 Millionen Euro, insbesondere durch die Schwäche des brasilianischen Marktes. Positiv haben sich das Industrieprüfgeschäft in Deutschland, China und Korea entwickelt. Großes Potenzial sehen die Konzernverantwortlichen im Bereich der Cybersicherheit, hier sei man gut aufgestellt. Die internationalen Expertenteams für Cybersecurity, Future Mobility sowie Prüfungen im „Internet der Dinge“ seien sogar führend in der Branche.

Attraktivität als Arbeitgeber weiter steigern

Die gute Entwicklung des Marktes in Deutschland zeigt sich auch an der Entwicklung der Belegschaft. In Deutschland stieg die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um 218 auf 8.504 Vollzeitstellen. Insgesamt stieg die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei TÜV Rheinland im Jahresdurchschnitt 2017 und umgerechnet auf Vollzeitstellen auf 19.924. Im neuen Jahr überstieg der Konzern weltweit sogar die Mitarbeitermarke von 20.000. Derzeit werden gleichzeitig für mehr als 400 offene Stellen im Konzern Mitarbeiter gesucht.

Die Attraktivität als Arbeitgeber zu erhöhen und Bewerber zu überzeugen ist für TÜV Rheinland in zahlreichen Berufsfeldern bedeutsam geworden. „Einen Sinn in der eigenen Arbeit zu sehen – das treibt unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei TÜV Rheinland weltweit an. Ihre hohe Motivation und ihre umfassende Kompetenz schaffen Wert und bilden das Fundament unseres Erfolgs“, betonte Ruth Werhahn, seit April 2018 als Vorstandsmitglied der TÜV Rheinland AG für das Personalressort verantwortlich.

Wie wichtig eine sinnvolle Arbeit ist, zeigt eine repräsentative Befragung des Meinungsforschungsinstituts Civey unter über 12.000 Menschen in Deutschland vom April dieses Jahres. Danach gefragt, was einen guten Arbeitgeber am stärksten auszeichnet, antworteten 26,2 Prozent die Vereinbarkeit von Beruf und Freizeit sowie Familienleben. Fast 19 Prozent nannten die Arbeitsplatzsicherheit, über 16 Prozent eine sinnvolle und abwechslungsreiche Arbeit. Auch gute Entwicklungsmöglichkeiten (11,8 Prozent) wurden noch wichtiger eingestuft als eine gute Bezahlung. Die ist für weniger als ein Zehntel der Befragten das Maß aller Dinge bei der Beurteilung der Qualität von Arbeitgebern (9,5 Prozent).

Finanziell gesund mit stabilem Investitionsniveau

Das Eigenkapital von TÜV Rheinland erhöhte sich im Geschäftsjahr 2017 um knapp 13 Millionen Euro von 346 Millionen Euro auf 359 Millionen Euro. Die Eigenkapitalquote verbesserte sich von 18,4 Prozent auf 20,1 Prozent. Schwerpunkte bei den Investitionen waren verschiedene Software- und Digitalisierungsprojekte, der Ausbau von Prüfkapazitäten sowie Aufbau neuer Prüflabore insbesondere in Asien und der Abschluss der Modernisierung und energetischen Sanierung in der Kölner Konzernzentrale.

Digitalisierung ändert und erweitert traditionelles Prüfgeschäft

Der Blick in die Zukunft fällt bei TÜV Rheinland positiv aus. Die Digitalisierung werde das Prüfgeschäft zwar in zahlreichen Märkten und Branchen erheblich verändern, aber auch erweitern, ist sich der Vorstandsvorsitzende Dr.-Ing. Michael Fübi sicher: „Smart Living hat in allen Bereichen eines gemeinsam: Voraussetzung für die Nutzung der Technologien sind die Sammlung und der Austausch von Daten. Ohne Daten keine Digitalisierung, ohne Vernetzung keine smarten Lösungen.“

Aktuelle Zwischenfälle und Diskussionen um Social Media-Plattformen, die europäische Datenschutzgrundverordnung, unsichere vernetzte Unterhaltungselektronik oder autonomes Fahren zeigten die ganze Bandbreite der Themen Cybersecurity, Datenschutz und krimineller Machenschaften. Hier hat das Unternehmen im vergangenen Jahr gleich zwei neue Prüfzeichen auf den Weg gebracht, so die Konzernverantwortlichen abschließend.

Autor: bfl
Foto: Der Kölner Prüfdienstleister hat im vergangenen Jahr Umsatz und Gewinn erneut steigern können.  Bild: TÜV Rheinland AG