Berlin | Der WDR-Intendant und ARD-Vorsitzende Tom Buhrow rechnet in Zukunft mit Einschränkungen beim Programm der öffentlich-rechtlichen Sender. „Wir haben in der Vergangenheit umfangreiche Sparprogramme aufgelegt – in der ARD als Ganzes und in den einzelnen Landesrundfunkanstalten“, schreibt Buhrow in einem Gastbeitrag für die „Welt am Sonntag“. Den Sparkurs habe man im Programm kaum gemerkt.

„Jetzt sind wir an dem Punkt, an dem wir Kürzungen im Programm ins Auge fassen müssen. Über all diese Fragen werden wir in der ARD-Familie 2020 ehrlich miteinander ringen.“ Buhrow ging in diesem Zusammenhang auch auf die erwartete Beitragserhöhung ein.

„Die Erhöhung des Rundfunkbeitrags, die von der zuständigen Expertenkommission wahrscheinlich vorgeschlagen wird, würde bedeuten, dass die ARD schrumpfen wird“, schreibt Buhrow. Und weiter: „Das klingt paradox und bedarf der Erklärung: Auch wenn wir heute alle 17,50 Euro pro Monat bezahlen, produzieren die öffentlich-rechtlichen Sender jeden Monat Programm im Gegenwert von 18,35 Euro.“ Denn seit der Rundfunkbeitrag nicht mehr pro Gerät, sondern pro Wohnung erhoben werde, zahlten ihn mehr Menschen.

„Davon profitierten alle Beitragszahler, der Beitrag konnte nicht nur stabil gehalten, sondern sogar einmal gesenkt werden. Nach einem Jahrzehnt ist nun zum ersten Mal wieder eine Anpassung nötig. Inflation und branchenspezifische Teuerungsrate bedeuten aber, dass wir deutlich kürzen müssen“, schreibt der ARD-Chef.

Buhrow strebt darüber hinaus eine ausgewogenere regionale Präsenz der ARD in Deutschland an, möglicherweise auch bei Standorten. „Die Einheit ist noch nicht vollendet. Die ARD ist ein ziemlich westdeutscher Laden. Es ist an der Zeit, am Gleichgewicht zwischen West und Ost zu arbeiten. Dazu können Struktur- und Standortfragen gehören, mit Sicherheit aber das Programm“, schreibt der WDR-Intendant. Zum Fall der Liedsatire „Meine Oma ist ne alte Umweltsau“ schreibt Buhrow, er „gestehe, dass ich nicht in jeder Sekunde das richtige Wort gefunden habe“.

Autor: dts