Mannheim | Die mittelfristigen Konjunkturerwartungen von Finanzanalysten und institutionellen Investoren haben sich im Juli erneut verschlechtert: Der entsprechende Index sank von -21,1 Zählern im Juni auf nun -24,5 Punkte. Das teilte das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag in Mannheim mit. Der Indikator befindet sich damit weiterhin deutlich unterhalb seines langfristigen Durchschnitts von 21,8 Punkten.

Die Bewertung der aktuellen konjunkturellen Lage für Deutschland verschlechterte sich im Juli. Sie beträgt aktuell -1,1 Punkte, 8,9 Punkte weniger als im Vormonat. Die Erwartungen der Finanzmarktexperten an die Konjunkturentwicklung in der Eurozone sanken um 0,1 Punkte auf einen neuen Wert von -20,3 Punkten.

Auch der Indikator für die aktuelle Konjunkturlage im Eurogebiet ging zurück. Der aktuelle Wert der Lageeinschätzung beträgt -10,6 Punkte und liegt damit 6,9 Punkte unterhalb des Wertes vom Vormonat. „Insbesondere die Fortsetzung des Negativtrends bei den Auftragseingängen der deutschen Industrie dürfte die Finanzmarktexperten und -expertinnen in ihrem Konjunkturpessimismus bestätigt haben“, sagte ZEW-Präsident Achim Wambach.

Eine nachhaltige Eindämmung der Unsicherheitsfaktoren für die exportorientierten Branchen der deutschen Wirtschaft sei derzeit nicht in Sicht. Der Iran-Konflikt scheine sich eher zu verschärfen und der anhaltende Handelsstreit zwischen den USA und China sei eine Belastung nicht nur für die chinesische Wirtschaftsentwicklung. „Auch bei der Ausgestaltung des Brexits ist kein Fortschritt zu erkennen“, so Wambach weiter.

Mittelstandspräsident nennt ZEW-Konjunkturdaten „Alarmsignal“

Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) hat besorgt auf den erneut deutlich schwächer als erwartet ausgefallenen ZEW-Index reagiert. „Nachdem die deutsche Konjunktur 2019 bereits von anderen Forschungsinstituten abgeschrieben wurde, rücken auch die heutigen Zahlen des ZEW Deutschland immer weiter in die Nähe einer Rezession“, sagte Mittelstandspräsident Mario Ohoven am Dienstag. „Sowohl die aktuelle Lage als auch die Erwartungen sind ein Alarmsignal für die Bundesregierung, nun endlich geeignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen.“

Statt die Belastungen für die Wirtschaft immer weiter zu erhöhen, müssten konkrete Entlastungsschritte her, forderte er. Insbesondere der deutsche Mittelstand leide massiv unter hohen Kosten und bürokratischen Auflagen. „Auftragsrückgänge, Anträge auf Kurzarbeit, Stellenstreichungen und Gewinneinbrüche dürfen von der Politik nicht länger ignoriert werden“, fügte Ohoven hinzu.

Er erneuerte die Forderung nach einer kompletten Abschaffung des Soli für alle zum Jahresende 2019. Die vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ermittelten mittelfristigen Konjunkturerwartungen von Finanzanalysten und institutionellen Investoren waren am Dienstagmittag deutlich schlechter als erwartet ausgefallen. Der entsprechende Index sank von -21,1 Zählern im Juni auf nun -24,5 Punkte, wie das ZEW in Mannheim mitteilte. Marktbeobachter hatten mit einem geringeren Rückgang gerechnet.

Autor: dts