Düsseldorf | Betriebe bilden besser aus als Berufsschulen: Das ist das Ergebnis des 10. Ausbildungsreports, für den die DGB-Jugend 4.200 Auszubildende in Nordrhein-Westfalen (NRW) befragt hat. Danach sind nur 55 Prozent der Jugendlichen mit den Berufsschulen zufrieden.

Gründe für schlechte Bewertungen seien eine unzureichende Ausstattung, fehlende Kooperation zwischen Schule und Ausbildungsbetrieb und zu große Klassen, erklärte Julia Löhr, Landesjugendsekretärin der GEW NRW. Sie macht dafür „einen enormen Investitions- und Reformstau im Bereich der Berufsschulen“ verantwortlich.

Von der Landesregierung fordert sie, die Ausbildung an den Berufsschulen stärker in den bildungspolitischen Fokus zu nehmen: „Wir brauchen höhere Investitionen – von der Bausubstanz über eine zeitgemäße technische Infrastruktur bis hin zu Programmen für digitales Lernen. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken muss darüber hinaus der Lehrerberuf deutlich attraktiver gestaltet werden.“

Berufsschulen stünden in der Verantwortung, Jugendliche fit für die Arbeitswelt der Zukunft zu machen. „Digitalisierung, Arbeit 4.0 und steigende Anforderungen an interkulturelle und soziale Kompetenzen sind große Herausforderungen, die nicht mit einem Weiter so zu lösen sein werden.“

Aber auch in vielen Betrieben gebe es strukturelle Probleme bei der Ausbildung, ergänzte Omer Semmo, Jugendbildungsreferent des DGB Köln-Bonn. „Zwar ist mit 71 Prozent erfreulicherweise die Mehrheit der Jugendlichen mit ihrer Ausbildung im Betrieb zufrieden. Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch: Mehr als ein Viertel der Befragten bescheinigt ihrer betrieblichen Ausbildung eine unzureichende Qualität.“

Dabei seien es seit Jahren nahezu die gleichen Berufe, die schlechte Bewertungen bekämen. „Während angehende Zerspannungsmechaniker, Industriemechaniker und Bankkaufleute besonders zufrieden sind, sind es mal wieder die künftigen Friseure, zahnmedizinischen Fachangestellten und Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk, die über schlechtesten Ausbildungsbedingungen klagen.“

Im Vergleich zu anderen Berufsgruppen seien diese Auszubildenden überdurchschnittlich häufig von langen Arbeitszeiten und Überstunden betroffen, litten unter einer schlechten Anleitung und bekämen eine niedrigere Ausbildungsvergütung. „Obwohl wir die Problembranchen seit Jahren identifiziert haben, erleben wir kaum Anstrengungen der Arbeitgeber, die strukturellen Probleme anzugehen und zu lösen“, so Semmo. Vor diesem Hintergrund dürfe man sich über erhöhte Abbrecherzahlen und Schwierigkeiten, überhaupt Azubis zu finden, nicht wundern.

Autor: ehu | Foto: Schueler/lightpoet/fotolia