Köln | Landesumweltministerin Ursula Heinen-Esser war am gestrigen Montag zu Besuch auf dem Konrad-Adenauer-Airport. Sie informierte sich jedoch nicht im Tower oder in den Büroräumen der Geschäftsleitung, sondern im Vorfeld.

Ziel des gestrigen Besuchs waren die so genannten „tierischen Helfer“ des Flughafens. Dazu gehören unter anderem Bienen, Frettchen und Falken. Während Erstere eher Gegenstand eines Informationsgesprächs waren (Bienen für das Biomonitoring von Luft-Schadstoffen), sorgen Frettchen und Falken für die so genannte Vogelvergrämung im Einflugbereich. Denn die Wahner Heide ist Biotop für viele heimische Vogelarten. Doch wenn eine Flugzeugturbine einen Vogel einsaugt, kann dies für die Maschine und damit die Insassen fatale Folgen haben.

„Das Gelände des Flughafens wurde ab dem ersten Weltkrieg entweder als Truppenübungsplatz oder als Flughafen genutzt. Daher wurde die Fläche nie regelmäßig gedüngt. Das Ergebnis dieser Entwicklung sehen wir heute: Auf den Wiesen rund um das Rollfeld blühen seltene Pflanzen, Wildbienen summen, Schmetterlinge fliegen, man könnte sagen: Aus Naturschutzsicht eine positive Ausnahmefläche im Vergleich zur Normallandschaft. Daher freue ich mich besonders, dass sich der Flughafen hier naturkundlich engagiert. Die Arbeit mit Honigbienen bietet sich förmlich an, genauso wie die Arbeit der Falkner, um die Vogelschlaggefahr für den Flugverkehr zu verringern“, erläuterte die Ministerin.

Mehr als zehn Jahre Erfahrung mit naturnahen Methoden

Seit 2004 führt der Flughafen auf seinem weitläufigen Areal ein so genanntes Bio-Monitoring durch. Dabei kommen seither fünf Bienenvölker zum Einsatz. Dabei wird die Eigenschaft der Biene als Sammlerin genutzt, um den Nahbereich des Flughafens auf Verunreinigungen zu kontrollieren. Die Biene kann während der Sammelflüge Schadstoffe über Luft, Wasser und Pflanzen aufnehmen und in das Innere des Volkes tragen. Proben des Bienenhonigs werden regelmäßig im Labor auf Rückstände von Schwermetallen und Kohlenwasserstoffen untersucht. Dabei zeigen die Proben seit jeher keine Auffälligkeiten – der Honig ist uneingeschränkt genusstauglich,wie der Flughafen versicherte.

„Unser Flughafen grenzt an eines der größten und artenreichsten Naturschutzgebiete Nordrhein-Westfalens. Nicht nur deshalb tragen wir als Airport eine große Verantwortung für die Unversehrtheit unserer Umwelt. Die Bienen helfen uns auf natürliche Weise, dieser Verantwortung gerecht zu werden“, bekräftigte Flughafen-Chef Johan Vanneste.

Ähnlich „naturnah“ agieren die Verwantwortlichen auch bei Vogelpopulationen auf den Wiesen im direkten Einzugsbereich des Flughafens. Kollisionen von Vögeln mit Flugzeugen stellen vor allem in der Start- und Landephase ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Mit verschiedenen Maßnahmen geht der Flughafen dagegen vor. So werden etwa Frettchen und speziell ausgebildete Greifvögel zur Gewährleistung der biologischen Flugsicherheit eingesetzt. Experten aus der Umweltabteilung des Airports stellten der Ministerin die Arbeitsweise mit den Tieren an diesem Montag in der Wahner Heide vor.

Prävention setzt früh an – Seltene Arten profitieren

Darüber hinaus versuchen die Verantwortlichen, das Vorfeld für Vögel aller Art so unattraktiv wie möglich zu gestalten, beispielsweise durch Mähen des Grases auf bestimmte Höhen. Das hilft zum Beispiel bei der Abwehr von Staren, die gerne in großen Schwärmen unterwegs sind. Auch heimische Greifvogelarten wie Mäusebussard, Rotmilan und Turmfalke sehen ihre Beute dann schlechter. Inzwischen bleiben auch sie diesem Areal mehr und mehr fern, wie die Verantwortlichen bestätigten. Die Falkner und ihre Greife sollen vor allem so genannte „Beizvölgel“ wie Ringeltauben vertreiben. Frettchen hingegen werden zur Kaninchenjagd eingesetzt. Die Tiere werden dann lebendig gefangen und außerhalb des Flughafens ausgesetzt. So soll die Nahrung für heimische Greifvogelarten verknappt werden.

Nutznießer der naturnahen Bewirtschaftung der weitläufigen Flughafengrünflächen sind zahlreiche geschützte Kleinvogelarten, die die Wiesenflächen um das Bahnsystem als Brutareal nutzen. Immer seltener werdende Vogelarten des Offenlandes haben hier ein neues Refugium gefunden. Dazu gehören etwa Feldlerche, Wiesenpieper und Schwarzkehlchen, sie alle brüten inzwischen erfolgreich auf den Flughafengrünflächen.

Autor: rk
Foto: Athanasios Titonis, Johan Vanneste und NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser mit zwei Falknern des Airports beim gestrigen Gang durchs Vorfeld. Bild: Flughafen Köln/Bonn