Berlin | Die Industrie- und Handelskammern im Rheinischen Revier warnen in ihrem „Rheinischen Appell“ vor einem übereilten Kohleausstieg. Das Schreiben der Kammern Mittlerer Niederrhein, Köln und Aachen, über welches das „Handelsblatt“ (Dienstagausgabe) berichtet, richtet sich an die Mitglieder der von der Bundesregierung eingesetzten Kohlekommission. Die Verfasser sorgen sich insbesondere um die Zukunft der energieintensiven Industrie ihrer Region.

Der Appell soll den Vorsitzenden der Kohlekommission am Mittwoch überreicht werden. „In unserer Region liegt der Anteil der Wertschöpfung energieintensiver Branchen deutlich über dem Durchschnitt in NRW und im Bund. Diesem Umstand muss die Stromversorgungsstruktur Rechnung tragen“, sagte Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein.

Die Unternehmen seien in hohem Maße auf eine zuverlässige und kostengünstige Stromversorgung angewiesen. Seinem Amtskollege von der IHK Aachen, Michael Bayer, zufolge geht es nicht nur um die Arbeitsplätze in den Kraftwerken und im Tagebau. „Ganze Wertschöpfungsketten sind von einer zuverlässigen, preisgünstigen Stromversorgung abhängig. Wir reden über mehrere Hunderttausend Jobs“, sagte er. Die Strompreise müssten auch im internationalen Vergleich wettbewerbsfähig sein, heißt es im Rheinischen Appell. „Erst dann kann ein Umstieg erfolgreich ohne Strukturbrüche und ohne schleichende Deindustrialisierung erfolgen“, heißt es weiter.

Die Transformation der Energieversorgung müsse „wirtschaftliche, soziale und umweltbezogene Belange miteinander in Einklang bringen“, fordern die drei Kammern. Die Politik habe die Aufgabe, die Rahmenbedingungen für einen nachhaltigen Strukturwandel zu schaffen. Nötig seien spezielle Gesetze und verkürzte Verfahren in der Planung, Bewilligung und Umsetzung von Maßnahmen und Projekten für den Strukturwandel.

Autor: dts