Düsseldorf | Am heutigen Dienstag ist der offizielle „Tag der Umwelt“. Vor inzwischen 46 Jahren wurde er erstmals in Stockholm ausgerufen und soll bis heute die Menschen zu ressoucenschonenderem Verhalten motivieren. Auch NRWs neue Umweltministerin macht mit.

Wie die NRW-Staatskanzlei im Vorfeld des heutigen Gedenk- und Aktionstages ausführte, sollen die Bürgerinnen und Bürger an diesem Tag mit vielfältigen Aktionen und Informationsangeboten darüber aufgeklärt werden, wie sie selbst Ressourcen sinnvoll und umweltschonend einsetzen können. Für die neue Umweltministerin Ursula Heinen-Esser eine willkommene Gelegenheit, sich in den Dienst der Sache zu stellen. Allerdings wird sie das erst am morgigen Mittwoch tun, dann besucht sie einen Düsseldorfer Supermarkt, der weitgehend auf Verpackungen verzichtet, die so genannte Flinse im Stadtteil Flingern.

„Der Klassiker ist der Weg mit dem Auto zum Bäcker um die Ecke, ein anderes Mal der nicht richtig entsorgte Joghurtbecher oder aber die Versiegelung des Vorgartens – wir haben es oft selbst in der Hand, mit unserem Verhalten im Kleinen in der Summe Großes für Umwelt und Natur zu erreichen“, betonte Heinen-Esser.Besonders kritisch sieht die Ministerin den hohen Plastikverbrauch und hier insbesondere die Wirtschaft und den Handel in der Pflicht. „Warum muss bei Früchten und Gemüse über die natürliche Schale oft noch eine künstliche Plastikhaut gezogen werden? Warum sind im Shampoo Mini-Plastikteilchen enthalten, die nur schwer wieder aus der Umwelt zu filtern sind?“, fragt die Umweltministerin.

Vielleicht gerade deshalb wird die CDU-Politikerin am morgigen Mittwoch in Düsseldorf einen Supermarkt aufsuchen, der es sich zum Ziel gesetzt hat, Einkäufe ohne Verpackungsmüll zu ermöglichen. „Ich will mit diesem Besuch anregen zu hinterfragen, was man individuell tun kann und was Wirtschaft und Handel tun können, um bewusst Plastik im Alltag zu meiden beziehungsweise plastikfreie Alternativen anzubieten“, so die Ministerin.

Viel zu viel Plastikmüll – Innovation und wissenschaftliche Vernetzung sollen helfen

Nach Erkenntnissen einer Studie im Auftrag der Entsorgungswirtschaft lag die Menge der Plastikabfälle durch Endverbraucher im Jahr 2015 bundesweit bei etwa fünf Millionen Tonnen. Viel zu viel, sagt nicht nur Heinen-Esser. Doch die Regulierungsversuche der Europäischen Kommission sieht sie mit Skepsis, obwohl Initiativen wie diese vom Grundsatz her schon begrüßenswert sind. Sie zweifle, ob „Verbote von Produkten oder Strafzahlungen bei nicht eingehaltenen Recyclingquoten die richtigen politischen Mittel sind, um Verhaltens-änderungen zu bewirken. Sie sollten zudem nicht primär Mittel zum Zweck sein, Einnahmen für den EU-Haushalt zu generieren.

Die lange Haltbarkeit von Plastik als Verpackungsmaterial ist dabei so etwas wie eine tickende Zeitbombe. Denn wenn Plastikmüll erst mal in seine kleinsten Partikel zerlegt ist, wird das Problem auch zu einem für Verbraucher spürbaren. Mikroplastikpartikel bedrohen unter anderem und zunehmend die Gewässerqualität, also das Trinkwasser für Menschen und damit auch zugleich die für den Menschen organisierte Nahrungskette. Ein möglicher Ausweg liegt in der Innovation.

„Wir werden die Forschung in diesem Bereich intensivieren, um zeitnah zu Lösungswegen zu kommen.“ Die Ministerin begrüßte ausdrücklich die Selbstverpflichtung der Industrie, bis zum Jahr 2020 auf Mikroplastik in Kosmetikprodukten verzichten zu wollen. In einer Pilotstudie in fünf Bundesländern wurden Mikroplastikpartikel in unterschiedlichen Konzentrationen in verschiedensten Regionen vom Alpenvorland bis zum Niederrhein gefunden, vom Kleingewässer bis zu Rhein und Donau.

Wiederverwertung statt Verschwendung

Der beste Tipp für die Reduzierung des Bergs aus Plastikmülls ist der Verzicht oder das Einsparen. Aber auch die Einbindung der Recycling- und Kreislaufwirtschaft sei ihr ein wichtiges Anliegen, wie Heinen-Esser schnell ergänzt. Man wolle Anreize entwickeln, die bereits beim Produktdesign den Zyklus von Plastik einbinden und ihn so effektiver als bisher vermeiden helfen sollen.

Die Landesregierung sieht die Die Umweltwirtschaft in Nordrhein-Westfalen „gut aufgestellt“, im besten Falle sogar Treiber technologischer Entwicklungen und damit auch Jobmotor mit steigender Bedeutung, so die optimistische Prognose der zuständigen Ministerin.

Der 5. Juni wird seit 1972 als internationaler „Tag der Umwelt“ In Erinnerung an die Eröffnung der Konferenz der Vereinten Nationen zum Schutz der Umwelt begangen. An diesem 5.6.1972 erklärten die Vereinten Nationen in Stockholm, vier Jahre die damalige sozial-liberale Koalition in Deutschland den Tag zum Gedenken. Inzwischen beteiligen sich weltweit rund 150 Staaten an dieser Aktion. Der „internationale Tag der Umwelt“ heißt dann „World Environment Day“.

Autor: bfl