Bonn | Die Mehrheit der deutschen Großunternehmen ist einer Umfrage zufolge bereits von Hackern attackiert worden. Rund 66 Prozent der befragten Firmen gaben an, dass Kriminelle über das Internet schon einmal ihr Unternehmen ausspionieren oder schädigen wollten. Das geht aus einer am Mittwoch in Bonn präsentierten Studie des Allensbach-Instituts hervor. Neun von zehn der befragten Manager rechnen demnach mit einer Zunahme solcher Attacken.

Anlass für den „Cyber Security Report 2012“ war ein Sicherheitsgipfel für Unternehmen unter Federführung der Münchner Sicherheitskonferenz und der Deutschen Telekom in Bonn. Auf dem Kongress verständigten sich Wirtschaftsvertreter auf einen engeren Austausch. „Man muss die Dinge ernst nehmen und etwas unternehmen“, sagte Telekom-Chef Rene Obermann. Die eigenen Mitarbeiter sollten stärker sensibilisiert werden. „Die Einführung nicht marktreifer Produkte darf nicht an der Tagesordnung sein“, sagte Obermann.

Der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, sagte, das Problem der Cyber-Kriminalität lasse sich nur international bekämpfen. „Es ist egal, ob der Server eines Hackers in Hongkong oder Bad Godesberg steht.“ Bei allen negativen Szenarien überwögen die Vorteile des Internets aber deutlich.

Laut der Studie stufen 42 Prozent der befragten Unternehmen das Risiko, durch einen Angriff gravierend geschädigt zu werden, als eher groß bis sehr groß ein. Als Konsequenz investierten rund 75 Prozent der Unternehmen in den vergangenen Jahren in ihre Sicherheitsvorkehrungen. „IT-Sicherheit hat in Großunternehmen einen sehr hohen Stellenwert“, sagte die Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach, Renate Köcher. „Besonders Banken und Versicherungen haben das Thema ganz oben auf der Agenda.“

Hoher Schaden befürchtet

Der Schaden durch gezielte Wirtschafts- und Industriespionage wird laut Studie von der Mehrheit der Unternehmen als massiv eingestuft. Acht von zehn Führungskräften betonten, dass für die deutsche Wirtschaft dadurch jährlich ein großer bis sehr großer Schaden entsteht.

Auch gegenüber den eigenen Beschäftigten haben die Manager deutliche Sicherheitsbedenken. Nur 13 Prozent haben geringe Sorgen, dass Mitarbeiter sensible Daten weitergeben könnten. Dagegen sehen 43 Prozent hier eine große bis sehr große Gefahr. Für die Studie wurden bundesweit 214 Führungskräfte wie Geschäftsführer und Vorstände sowie darüber hinaus 128 Politiker aus Bundestag, Landtagen und Europaparlament befragt. Die Unternehmen haben einen Jahresumsatz von mindestens 50 Millionen Euro.

Autor: Fabian Wahl/dapd