Köln | Der Antifa AK hatte am 26. Mai kritisiert, dass die Macher des „Birlikte“-Festivals das AfD-Grundungsmitglied Konrad Adam zu einer Podiumsveranstaltung „Was gilt es zu verteidigen?“ eingeladen haben. Der Antifa AK kündigte Gegenproteste an. Mittlerweile, so der Eindruck, hat die Diskussion über die Einladung des AfD-Mannes in der Öffentlichkeit einen breiteren Rahmen eingenommen, als die Veranstaltung selbst. Die Macher von „Birlikte“ halten an der Einladung fest.

In einem Kölner Boulevardmedium werden die Macher des „Birlikte“-Festivals so zitiert, dass man mit denjenigen streiten wolle, die sich gegen eine offene und vielfältige Gesellschaft stellen. Die Kritik an der Einladung des AfD-Mannes kommt aber nicht nur aus dem ultralinken Lager des Antifa AK, sondern auch von den Grünen oder dem Integrationsrat Köln. Der spricht davon, dass es absurd sei mit einer Partei auf einem Festival wie „Birlikte“ zu diskutieren, die zentrale Aussagen des Grundgesetzes in Frage stelle.

So schreibt der Integrationsrat Köln: „‚Birlikte‘ ist die jährliche Gelegenheit sich erneut ins Bewusstsein zu rufen, welche gesellschaftlichen Entwicklungen und Mechanismen einen Nagelbombenanschlag sowie die NSU-Morde möglich machten und warum die Opfer bzw. ihre Angehörigen in den anschließenden Ermittlungen zu Tätern gemacht werden konnten. Eine rassistisch begründete Abwertung von Menschen hat in unserem Denken eine jahrhundertealte Tradition ist in allen Schichten der Gesellschaft vertreten und lässt sich nicht ohne weiteres einfach ‚abschütteln‘. Zur allmählichen Überwindung dieses ausgrenzendenden und menschenverachtenden Denkens, muss eine offene, sensible und entschiedene Diskussion geführt werden, denn das Thema Vorurteile betrifft uns (leider) alle. In diesem Sinne kann und darf Birlikte auch niemals eine Veranstaltung zur Selbstvergewisserung der ‚Gutmenschen‘ sein. Der Integrationsrat versuchte in den vergangenen Jahren mit seinen Veranstaltungen zu Birlikte, diesen gesellschaftlichen Prozess eines Umdenkens zu begleiten. Solche Diskussionen sind mit offiziellen Vertretern der AfD aus Sicht des Integrationsrates nicht möglich. Immer deutlicher tritt die Strategie einer reinen Provokation der AfD mit anschließendem ‚Zurückrudern‘ zu Tage, die wir in Köln bereits von den Vertretern von pro Köln gut kennen.“ Der Integrationsrat fordert die Macher von „Birlikte“ auf, die Veranstaltung abzusagen.

Die Kölner SPD erklärt zunächst ihre Wertschätzung für die Veranstalter von „Birlikte“ – dem Schauspiel Köln, der Arsch huh AG und der IG Keupstraße. Die SPD regt an darüber nachzudenken, die Veranstaltung und Auseinandersetzung mit der AfD nicht im Rahmen des „Birlikte“-Festivals zu suchen, sondern einen anderen Ort und Rahmen zu finden. Bei der SPD stellt man allerdings auch deutlich fest: „Das muss aber die Entscheidung der Veranstalter sein, die wir solidarisch mittragen.“

Die Kölner Grünen fragen: „Birlikte auf Abwegen?“

„‚Birlikte‘ steht für das Zusammenstehen und Zusammenleben gegen Rechtspopulismus und rechtsextreme Gewalt. Wir verbinden daher mit ‚Birlikte‘ auch die Erinnerung und Solidarität mit den Opfern rechter Gewalt. Die Einladung der AfD kommt nun einer Verhöhnung der Opfer und der bisherigen Zielsetzungen gleich, die bislang in Köln einen breiten demokratischen Konsens fanden.“, kritisieren Marlis Bredehorst, Vorsitzende der Kölner Grünen und Brigitta von Bülow, für die Grünen aktiv im Bündnis „Köln stellt sich quer“.

Die Rechtfertigung der Organisatoren vom Schauspiel Köln, man könne „dem Rechtspopulismus nur wirksam entgegentreten, wenn man ihn nicht demonstrativ ignoriert oder dämonisiert“, verkennt völlig, dass die AfD auf diese Weise als vorgeblich demokratischer und die gesellschaftliche Vielfalt anerkennender Gesprächspartner hoffähig gemacht werde, heißt es in einer Erklärung.

„Dieser Umgang mit der AfD zeugt von politischer Naivität. Um über die realen Ziele der AfD zu informieren und aufzuklären, bedarf es nicht eines Dialogs mit einem AfD-Funktionär bei einer Veranstaltung, die aus der Solidarität für die Opfer des rechten Terrors entstanden ist.“, so Marlis Bredehorst.

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Autor: Andi Goral
Foto: Das Thema der Einladung eines AfD-Funktionärs überlagert „Birlikte“ 2016